GamesCom 2009 – Eine Abenteuer-Fahrt
Früh morgens um 6 Uhr ging es los zum Bahnhof (mit etwas zu wenig Schlaf,
aber ansonsten topfit)
Am Heimatbahnhof in Herford angekommen ging es erst einmal zum Bäcker,
um sich ein kleines Frühstückchen zu besorgen. Dort erwarteten mich
preislose Käsestangen, Shoko-Croissants und Brötchen. Mein Vordermann
bestellte Backwaren aufgrund eines Angebots auf dem aufgehängten Werbeplakat,
das angeblich aber nicht mehr gültig war. Betrug ist sowas und so entschied
ich mich nur für die preislose Käsestange, anstatt alle Preise
einmal durchzufragen.
So versorgt ging es dann in den Zug von Herford nach Hamm. Schon bereits
in Herford war der Zug gut gefüllt und fast ausschließlich mit
Jugendlichen. Nachdem man die ganzen jugendlichen Schlachtrufe á la
„Halt‘s Maul, duuuooooo“ ausgeblendet hatte, war die Fahrt zunächst recht
angenehm. Schon jetzt hörte man heraus, wohin die Reise für Viele
gehen sollte.
An jedem neuen Bahnhof stiegen immer wieder neue Jugendliche hinzu. Als
wir in Hamm eintrafen, war der Zug bereits so voll, dass einige Mitfahrer
im Türraum und den Gängen standen.
Von diesem Zug nach Hamm begaben sich nun ca. 7/8 aller Fahrgäste auf
den anderen Bahnsteig zum Zug nach Köln. Dieser kam aus Münster
und war bereits so voll wie unser Zug aus Hamm gewesen war. In diesen Zug
nach Köln quetschen wir uns nun auch noch alle hinein.
Gerade noch so konnte ich einen Sitzplatz erwischen, indem ich schnell einen
zeitungslesenden Herren ansprach, der seinen Rucksack beiseite stellte. Viele
der Jugendlichen, die hinter mit eingestiegen waren, mussten schon jetzt wieder
die Mittelgänge und den Türraum belagern.
Schon drei Bahnhöfe später waren die Türräume und die
Gänge so belegt, dass es zu Staus bei den immer wieder einsteigenden
Mitfahrern kam. Vom Bahnführer hörten wir nun ein „Bitte geben Sie
den Türraum frei, damit wir weiterfahren können.“. Am nächsten
Bahnhof war es wieder so und wir hörten wieder ein „Bitte geben Sie den
Türraum frei.“
Bis wir in Köln ankamen mussten wir ca. 40 mal ein „Bitte geben Sie
den Türraum frei!“ hören, dicht gefolgt von „Den Türraum freigeben!“
und „Geben Sie sofort den Türraum frei!“. Zwei einmalige Sprüche
wie „Zur Zeit haben wir eine Verspätung von 5 Minuten. Bedanken Sie sich
bei den Leuten, die den Türraum nicht freigeben!“ und „Wenn die Leute
ihre Anschlusszüge nicht mehr kriegen, können die Mitfahrer, die
den Türraum nicht freigeben, zusehen, wie die anderen an ihr Ziel kommen.“
Unser Bahnführer war scheinbar ein älterer Herr und zwischenzeitlich
dachte ich mir wirklich, der macht das nicht mehr lange mit und lässt
den Zug aus Protest einfach stehen. Es klang zwischenzeitlich wirklich so,
als erleide er einen Nervenzusammenbruch.
Ab der Hälfte stieg er dann aus und ein neuer Bahnführer übernahm
seinen Job (Absicht oder Zufall?). Nun hörten wir noch ca. 20 Mal den
Satz „Bitte den Türraum freigeben.“. Mein zeitungslesender Sitznachbar
wollte nicht nach Köln und bat mich, ihn rauszulassen. Im hoffnungslos
zugestellten Gang versuchte ich aufzustehen und quetsche mich nah an die Sitze,
damit er heraus kam. Als wir beide die Sitze geräumt hatten nahmen zwei
Jugendliche die bequemen Sitze mit den Worten „Ah, Glück gehabt.“ ein.
Ich blickte verdutzt und konterte anschließend mit den Worten „Wie
dreist ist das denn?“. Da ich ein solches Verhalten überhaupt nicht ab
kann, werde ich das wohl in einem Ton gesagt haben, den die Beiden von mir
nicht erwartet hätten und so entschuldigten sie sich umgehend und standen
wieder auf. Nett wie ich trotzdem bin, ließ ich aber einen auf dem
nun frei gewordenen Platz sitzen, auch wenn mich diese Dreistigkeit immer
noch wurmte. Unsereins würde gar nicht auf derlei Ideen kommen…
Endlich bemerkte auch die Deutsche Bahn, dass alle Welt nach Köln wollte
und setzte ab Wuppertal einen Sonderzug ein, denn für einsteigende Fahrgäste
war Selbiges in unserem Zug nicht mehr möglich. Bereits einige Bahnhöfe
zuvor waren die Leute schon freiwillig nicht mehr eingestiegen.
Mit 20-minütiger Verspätung erreichten wir schließlich den
Bahnhof Köln Messe/Deutz.
Nun war es dort aber nicht viel anders als im Zug auch: voll und… naja…
voll.
Zumindest musste man dank des Online-Tickets nicht mehr an den Kassen anstehen,
doch fehlten ja noch die Armbänder, die das Alter symbolisieren sollten.
An für sich eine gute Idee, dass die Besucher somit sofort an den Messeständen
erkannt werden konnten. So konnte keiner Spiele sehen, die für sein Alter
nicht geeignet waren. Bei diesen Schlangen aber vergingen einem die positiven
Aspekte schnell wieder:
Ein Glück, dass auch die Messe darauf schnell reagierte und so wurden
Mitarbeiter losgeschickt, um an den endlosen Schlangen zu verkünden,
dass alle über 18 Jahren keine Bändchen tragen müssen. So ging
auch ich glücklich aus der Schlange hinüber zur nächsten.
Um größere Staus zu vermeiden, ließen die Veranstalter
die Besucher nur schubweise auf das Messegelände. So wurden wir am Haupteingang,
vor den Ticketautomaten und auf einem Zwischenplatz gestoppt, bis sich die
Vorgruppe halbwegs auf dem Gelände verteilt hatte. An für sich eine
gute Idee, jedoch dauerte es 30 Minuten, bis man endlich in der passenden
Messehalle stand. Auf diesen Besucheransturm war wohl kaum einer gefasst und
hier besteht dringender Bedarf für das nächste Jahr, diese Anzahl
an Besuchern besser bewältigen zu können.
Die Messe an sich fand ich den Hallen 6, 7, 8 und 9 statt. Ich startete
mit der Halle 6. Gleich zu Anfang fiel mein Blick auf Firma Capcom, die mich
eigentlich nicht so interessiert, jedoch stellten sie dort ein comicartiges
Action-Adventure namens „Monster Hunter 3“ vor, das mich doch irgendwie ansprach,
vor allem weil es in einer großen frei begehbaren Welt spielte und einen
Schwerpunkt auf die Jagd von Drachen legte.
Die ganze Messe war so überlaufen, dass ich äußerst wenig
selbst anspielte (außer Adventures), sondern meist zuschaute. Grafisch
konnte das Spiel, wie man es von Capcom gewöhnt ist, nicht punkten, jedoch
fesselten dafür die Größe der Welt und die Kampfeinlagen mit
den Drachen. Vergleichbar wäre das Spiel vom Stil her wohl am ehesten
mit „Der Hobbit“ von Vivendi Universal Interactive.
Nun aber brauchte ich einmal eine kräftige Wäsche von entzückenden
Mädels am Norton-Stand der Firma Symantec:
Da hat sich diese Firma wirklich etwas Originelles einfallen lassen. Nach
einer kurzen Warteschlange musste man seinen Namen eintragen und ein Foto
von sich machen lassen. Drinnen erwarteten einen sehr viele flimmernde Monitore,
die automatisch auf verschiedenste Webseiten wechselten und damit das Surfen
durch das Netz verdeutlichten. Plötzlich sprach mich ein Mann mit Umhang
an, der dort drinnen auf mich wartete und mir Sonnenbrillen und Uhren verkaufen
wollte. Ich lehnte dankend ab, noch nicht ganz begreifend, was mich hier erwartete.
Danach kam ein schmieriger Typ und bewarf mich mit Wolle und ekelte sich
davor, dass ich mir ganz viele Viren eingefangen hätte. Ein weiterer
Mann drückte mir eine Rechnung in die Hand, auf der mein Name stand und
laut der ich Dinge im Wert von 8000 EUR gekauft hatte und wies mich darauf
hin, dass ich sogar einen Facebook-Eintrag hätte. Die netten Norton-Mädels
bereinigten mich aber in ihrer Waschanlage schnell wieder.
Da hat sich Firma Symantec wirklich etwas Tolles einfallen lassen. Dazu
wurden CDs verschenkt mit gratis 60-Tage-Probeaccount für bis zu 3 Anwender.
Das Design des Symantec-Standes gefiel mir ebenfalls recht gut:
Gleich nebenan imponierte ein riesengroßer Stand mit interessantem
Design. Die große Überschrift machte deutlich, dass es hier um
das Spiel „Star Wars – The Old Republic“ gehen sollte. Unverkennbar war das
auch dank dieser Animateure:
Von diesem Spiel hatte ich schon Einiges gehört, seitdem ich mich für
MMORPGs (Online-Rollenspiele) interessiere. Vor dem Stand gab es eine riesige
Warteschlange und trotzdem dass ich Star Wars nur gut fand – nicht mehr und
nicht weniger – stellte ich mich an. Die Wartezeit betrug letztendlich 2 Stunden
und 15 Minuten. Ich machte mir schon Sorgen, es am Ende zu bereuen, solange
für etwas zu warten, was mich nie wirklich fasziniert hatte. Meine Sorgen
waren aber nicht gerechtfertigt. Drinnen erwartete uns ein Kinosaal mit großer
Leinwand und voll tönender Filmmusik von John Williams. Vorne stand
ein bärtiger Mann und zur rechten und linken oberen Ecke saßen
weitere Männer. Nachdem die Türen geschlossen waren, machte uns
der bärtige Mann auf Englisch klar, dass er der Chefentwickler der Firma
Bioware und damit von „Star Wars – The Old Republic“ sei. Unabhängig,
wie viel ich für Star Wars empfand, jagte eine Gänsehaut über
meinen Rücken. Hier war doch tatsächlich „echte Prominenz“ vor Ort.
Der Chefentwickler wies aber auch auf die Herren hinter uns hin, die sich
als Mitarbeiter des Marketings entpuppten, sowie als Chef der Soundtechnik.
Wieder jagte ein Schauer über meinen Rücken. Uns wurde erklärt,
dass wir nicht nur erstmals die volle animierte Anfangs-Sequenz sehen würden,
sondern erstmals auch Live-Bilder aus dem Spielgeschehen. Wir erlebten hier
eine wirkliche Premiere.
Im Genre der MMORPGs ist „World of Warcraft“ unangefochten die Spitzenklasse,
aber auch dicht gefolgt von „Der Herr der Ringe Online“. Spiele wie „Warhammer“,
„Aion“ oder „Age of Conan“ dümpeln nur vor sich hin. „Star Wars – The
Old Republic“ verspricht gefährlich zu werden, sogar für „Der Herr
der Ringe Online“ oder „WoW“. Es wird das erste MMORPG sein, dass eine vollständige
Sprachausgabe hat. Vorbei sind die Zeiten, als man die langen Questtexte selber
lesen musste. Die Sprecher konnten wirklich überzeugen. Das Kampfsystem
im Spiel ist innovativ. Man kann auf viele Weisen mit der Umgebung interagieren
und sich sogar hinter Bäumen und Steinen verstecken, um sich vor den
gegnerischen Angriffen zu schützen. Gerade für Star Wars-Fans, von
denen es Viele gibt, wird dieses Spiel eine echte Bereicherung sein, aber
auch der Rest wird sich fasziniert zeigen, wie auch ich davon fasziniert war.
Dieses Spiel könnte Großes erreichen, wenn Bioware es schafft,
stabile Server und attraktive Monatsgebühren zu bieten.
Während ich auf diese doch große Überraschung wartete, bot
sich ein guter Blick auf den Stand von Electronic Arts (EA Games).
Dieser nahm einen großen Teil der Halle ein. Hier merkte man deutlich,
welcher Hersteller Geld hat und wer nicht. Auf drei riesigen Leinwänden
liefen diverse Trailer, die auf besondere Weise auf die GamesCom zugeschnitten
wurden. Unterstützt wurden die Standard-Trailer nämlich durch verschiedene
Lichteffekte. So blitzen bei Schusswechseln z. B. die Scheinwerfer immer wieder
weiß auf. Die Trailer an diesem Stand waren wirklich ein Multimedia-Erlebnis
der besonderen Art.
Doch nicht jeder Hersteller, der viel Geld hat, macht sich dadurch auch
beliebt.
So habe ich Angestellte der Firma Rockstar dabei ertappen können, wie
sie kurzerhand ihr Logo über das von EA klebten. Electronic Arts hatte
vor einiger Zeit versucht, die Firma Take 2 und damit auch Tochterunternehmen
Rockstar Games aufzukaufen. Der Deal ist geplatzt und Rockstar Games hielt
es jetzt nur für angebracht, EA Games so viel Gier heimzuzahlen.
Neben den interessanten Spielen auf der GamesCom überraschte auch das
ausgeklügelte Design der verschiedenen Stände der Hersteller. Das
Design der Stände war dabei hervorragend gut auf die Spiele zugeschnitten
worden, wie beim Stand von Activision:
Und beim Stand des MMORPGs „Age of Conan“:
Oder bei „Guitar Hero 5“ und „Singstar“:
Dass auch Nintendo ordentlich Schotter in den Kassen hat, zeigten sie offen
anhand eines winterlichen Designs, um das neue Spiel „Mario & Sonic bei
den olympischen Winterpsielen“ zu präsentieren:
Selbst wer sich nicht für die entsprechenden Spiele interessierte,
hatte in den Hallen dank eines solchen Design immer etwas zu gucken.
Das Genre „Adventure“ war leider nicht durch solch herausragendes Design
geprägt, aber immerhin ermöglichte das, ein Spiel auch einmal selbst
anzutesten, da diese Stände kaum Berücksichtigung fanden. Diese
boten damit das genaue Gegenteil von Firma Blizzard mit ihrer Vorstellung
des Rollenspiels „Diablo 3“. Wer es antesten wollte, musste eine Wartezeit
von 4 Stunden in Kauf nehmen.
Meiner einer vergnügte sich in dieser Zeit lieber mit Spielen wie „Haunted“:
Bei „Haunted“ fällt einem sofort die Ankh-Comicgrafik ins Auge. Am
Design und den Bewegungen der Figuren ändert sich nichts. Wieso auch
Alt-Bewährtes verändern? Mir schien jedoch, dass trotz witziger
Einfälle der Humor in diesem Spiel nicht ganz so ausgereift ist wie
er beispielsweise in „Ankh“ war. Manches Mal versprühen die Dialoge
leider nur eine gewisse Trockenheit. Erstaunlich war die geniale Kameraführung.
Wenn man sich im Spiel bewegt, rückt sich die Kamera in die nächste
Ansicht anhand einer kleinen Kamerafahrt. Dadurch kommt erstaunlich viel
Bewegung ins Spiel und damit auch Futter für die Augen. Ein Spiel, das
man getrost im Auge behalten kann.
Am Stand der Firma Deep Silver hatte ich die Möglichkeit auch das ach
so angepriesene „A Whispered World“ anzutesten. Den Hype um dieses Spiel kann
ich nun noch weniger nachvollziehen als ohnehin schon. Dialoge, Grafik, Bewegungen
und Steuerung haben mich überhaupt nicht beeindruckt. Von allen Adventures
fand dieses übrigens am wenigsten Beachtung – wie auch bei mir. Einen
Blick warf ich auch auf das daneben laufende „Lost Horizon“. Wow! Hier stimmt
wirklich alles! Von der treffenden Art der Dialoge, über die gestochen
scharfe Grafik und die authentischen Zwischensequenzen. Die Charaktere bewegen
sich äußerst realistisch und so sieht auch die Umgebung aus. Das
scheint ein großartiges Spiel zu werden, das alleine in den paar Bildern,
die ich gesehen habe, eine beklemmende Atmosphäre versprüht.
Weiter ging es mit Black Mirror 2:
Das Spiel „Black Mirror 2“ ließ mich entgegen des Hypes mit nur gemischten
Gefühlen zurück. Wir befinden uns in einer Kleinstadt, die vor Farbenfroheit
nur so strahlt. Ich besuchte einige Orte in dieser Stadt, sowie den Hafen.
Ich sprach dort im Souvenirshop mit der Verkäuferin, der ich einen Brief
aushändigen sollte. Diese befand sich aber im Gespräch mit einer
Kundin und hörte mir kaum zu. Hier gab es in den Dialogen doch tatsächlich
so etwas wie Humor… Im Hafengebiet sprach ich wieder eine Frau an, um weitere
Dialoge mitzuerleben. Diese waren wieder ernster und trauriger.
Gut möglich, dass die Handlung und das Design später an Black
Mirror anknüpfen werden, aber das Gefühl der Beklommenheit und
der depressiven Düsternis aus Black Mirror haben sich in diesem zweiten
Teil nicht eingestellt. In Black Mirror hatte es grundsätzlich geregnet
oder es war düstere Nacht. Einen farbenfrohen sonnigen Ort zu erleben,
in dem die Charaktere auch ebenso sonnig miteinander interagieren, war erst
einmal gewöhnungsbedürftig. Wer „Black Mirror 2“ lieben will, sollte
sich vorerst einmal von dem bekannten Design loseisen.
Rückseitig warf ich einen Blick auf „Venetica“, das ich aber nicht
selbst anspielte:
„Venetica“ wird scheinbar zurecht von der Presse hoch gelobt. Wenn es auch
ein Rollenspiel mit freiem Kampfmodus ist, so verdient es eher den Namen Rollenspiel
als Actionspiel. Die Grafik ist gestochen scharf und die Umgebung sieht großartig
aus! Vorsichtig wird auch ab und an der Ankh-Humor angedeutet, wobei „Venetica“
deutlich ernster ist. Dieses Spiel verspricht äußerst interessant
zu werden und könnte eine Bereicherung des Rollenspiel-Genres werden.
Wir haben hier alles, was ein gutes Rollenspiel braucht und dazu gute Dialoge
und eine sehr gute Grafik. Die Bewegungen in den animierten Zwischensequenzen
haben sich seit „Ankh“ deutlich gebessert und gereichen „Venetica“ zu einem
großen Pluspunkt.
Wem das Spielen nicht genügte, der konnte auf der Messe noch einige
weitere Dinge erleben, wie Wahlkampf-Geschenke von Horst Schlämmers Partei
HSP einsammeln…
… Gemüse probieren (damit die Jugend wenigstens hier dieses Zeug namens
Gemüse kennenlernt)…
… oder sich sportlich betätigen im Klettergarten oder das Fliegen erlernen.
Die GamesCom bot abwechslungsreiche Stände und gutes Zusatzprogramm.
Die abgetrennten Bereiche für FSK 16- und FSK 18-Spiele waren jedoch
gewöhnungsbedürftig, denn vor diesen Ständen boten sich lange
Warteschlangen. Für Jemanden, der bloß hätte gucken wollen,
war das ärgerlich und so habe ich mich dort nicht angestellt, obwohl
ich „Age of Conan“ gerne mal gesehen hätte. Leider wurden aber nur dann
Leute herein gelassen, wenn wieder PCs frei waren. Die Wartezeiten bei nicht
jugendfreien Spielen betrugen daher überall knapp eine Stunde. Die GamesCom
sollte hier lieber eine ganze Halle schaffen, die nur für die nicht jugendfreien
Spiele bestimmt ist. So hätten alle die Chance, die Spiele wenigstens
einfach nur anzuschauen.
Ich entschied mich am späten Nachmittag dazu, die Messe zu verlassen
und vom Deutzer Ufer aus…
… über die Hohenzollernbrücke…
… mit ihrer Touristenattraktion, den Vorhängeschlössern…
… zum Kölner Dom zu gehen.
Schließlich stand noch eine Besichtigung des Doms aus, die damals
wegen der Abendmesse nicht möglich war.
Das Meisterstück sollte jedoch die Turmbesteigung werden. Verzeihung,
aber: Verdammt, ist der hoch und verdammt, war das anstrengend!
Oben angekommen war mir nicht nur schwindelig von der unentwegten Wendeltreppe,
sondern mein Herz klopfte bis zum Hals und ich dachte, ich sterbe. Leider
war dieses „oben“ noch nicht ganz oben und so stellte sich mir noch eine Wendeltreppe
in den Weg. Ganz oben angekommen war ich so schlapp, dass ich ein paar Minuten
nicht darüber nachdachte, mir auch nur irgendwas anzuschauen. Erst danach
bewegte ich mich weiter und erlebte Köln aus einer fantastischen Perspektive:
Blick auf die Hohenzollernbrücke und das Messegelände zur Linken
Ganz schön hoch…
Mir graute nun vor dem Gedanken, wieder runter zu müssen. Nach einer
Ewigkeit war ich wieder unten angekommen und mir war nicht nur schwindelig,
sondern auch schlecht von der Anstrengung. Den Kölner Dom zu besteigen
war wirklich mal ein ganz eigenes Abenteuer, das ich aber nicht so bald wiederholen
möchte.
Unten musste ich mich für eine halbe Stunde lang setzen, bis sich die
Übelkeit gelegt hatte und bekam deshalb einige interessante Dinge mit
wie die typischen Junggesellenabschiede der Kölner, die grundsätzlich
auf dem Domplatz mit irgendwelchen Spielen stattfinden.
So bat die zukünftige Ehefrau Passanten darum, ihr den BH auszuziehen.
Typisch Kölner eben…
Nachdem mein Magen das OK gab, endlich weitergehen zu können, besuchte
ich noch diverse Läden, denn eine GamesCom zu besuchen, ohne ein solches
auch zu kaufen, durfte einfach nicht passieren.
Mit einem Eis in der Hand begab ich mich zum Bahnhof um die Rückreise
anzutreten. Unterwegs wurde ich in die Realität einer Großstadt
zurückgeholt, als drei Wagen voller Jugendlicher falsch herum durch eine
Einbahnstraße fuhren. Die Frau, die ihnen rechtmäßig entgegenkam,
wurde beschimpft, sie solle zurückfahren. Da ihr keine andere Möglichkeit
blieb, rangierte sie rückwärts aus der Einbahnstraße heraus
und blieb in einer anderen Straße stehen, um die Jugendlichen heraus
zu lassen und danach selbst wieder in diese Straße zu fahren. Die Jugendlichen
aber blieben mit ihren Wagen in der Straße stehen und schreiten zu
der Frau herüber, dass sie nicht in diese Straße fahren dürfe.
Sie räumten die Straße erst, als die Frau einen anderen Weg eingeschlagen
hat. Sowas Dreistes! Sowas verdirbt einen den ganzen Tag, auch wenn es einen
nicht betrifft. Köln ist und bleibt eine verschmutzte, zugemüllte
und unfreundliche Stadt, daran kann der imposante Dom nichts ändern.
Was mir blieb, waren die teils doch recht schönen Erfahrungen auf der
GamesCom und so machte ich mich auf den Heimweg.
Da die Hinfahrt mit der Bahn bereits ein Abenteuer war, hatte ich nichts
Anderes auf dem Rückweg erwartet. Geändert hatte sich tatsächlich
nichts. Unser erster Halt war die Köln Messe. Unser Zug war bereits wieder
voll durch die, die am Hauptbahnhof eingestiegen waren. Am Messe-Bahnhof standen
viele Bahn-Beamte und stoppten die Massen, nachdem unser Zug wieder so proppevoll
war wie auf der Hinfahrt. Was mit denen passiert ist, die nicht mehr mitgekommen
sind, weiß ich nicht.
Schlussendlich hatten wir in einer Regionalbahn noch mit fünf sturzbetrunkenen
Jugendlichen zu tun, die zwar freundlich waren, denen aber trotzdem der gesamte
Zug gehörte, die durch den Zug joggten und rauchten, nachdem sie alle
Nichtraucher darum gebeten hatten, sie entweder zu verpetzen oder auszusteigen.
Zu Hause angekommen musste ich die Eindrücke des heutigen Tages erst
mal sacken lassen und die Beine hochlegen, die immer noch qualvoll an die
Treppe des Doms dachten. Die GamesCom war eine besondere Veranstaltung, samstags
jedoch viel zu überlaufen, worauf sich Hersteller und Messebetreiber
nicht vernünftig eingestellt hatten. Selbst wenn ich die GamesCom wieder
einmal besuchen wollte, wüsste ich jetzt noch nicht, ob ich jemals wieder
nach Köln möchte.
Michael B.