GamesCom 2010

Ein Bericht von Michael B.

Zu einer unmenschlich frühen Zeit riss einen der Wecker mitten aus dem Schlaf, aber es war ja schließlich alles für einen guten Zweck – nämlich für einen lohnenswerten Ausflug zur GamesCom. Demzufolge wurde sich schnell abfahrtbereit gemacht und gerade war das Auto angesprungen, da überkamen mich Zweifel, dass ich etwas vergessen hatte… Eintrittskarten waren dabei, Geld war auch dabei, Bahnfahrpläne waren da, aber wo zum Henker war die Kamera? Die schlief natürlich noch gemütlich im heimischen Wohnzimmer an der Steckdose. Nachdem auch diese mit dabei war, konnte es endlich losgehen und ich holte meine Begleitung aus der Nachbarstadt ab, wobei es „abholen“ nicht so ganz treffen dürfte. Viel mehr lief es darauf hinaus, meinen Wagen bei ihr zu parken, um mit ihrem Auto zum Bahnhof zu fahren, weil sie kostenlos im Parkhaus parken darf und ich nicht. Tja und damit war ja klar, wer sein Auto in das Parkhaus stellen würde.

Am Bahnsteig angekommen befürchteten wir schon Schlimmes, da ich mahnend vor den überfüllten Zügen im letzten Jahr warnte. Überraschenderweise waren die Züge dieses Mal recht leer (vermutlich, da wir den Sonntag gewählt haben anstatt des Samstags). Man konnte überall entspannt sitzen und niemand musste in den Gängen stehen. Wo doch schon die Zugfahrt so entspannt war, konnte dem weiteren Tage ja nichts mehr im Wege stehen.

Kurz vor Köln entschieden wir uns aufgrund des gemeldeten schlechten Wetters gegen Abend unseren Plan einfach komplett umzudrehen und erst den Kölner Dom und danach die GamesCom zu besuchen. Gesagt getan: Am Bahnhof Köln Messe/Deutz winkten wir den aussteigenden Fahrgästen fröhlich zu und begaben uns per Zug auf das andere Rheinufer.

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Da stand er auch schon vor uns und wir zögerten nicht lange und stiegen munter und ausgeruht die lange Wendeltreppe hinauf.

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Bis zum Plateau, auf dem man sich ausruhen konnte, gestaltete sich der Weg dieses Mal nicht so anstrengend wie erwartet. Wir fühlten uns sogar noch relativ munter und hätten auch gleich die letzte Treppe überwinden können, um ganz in die Spitze zu gelangen, was wir auch nach einer kurzen Pause in Angriff nahmen. Der Weg führte dabei über eine sehr schmale Wendeltreppe, auf der wir plötzlich eine ganz junge Taube entdeckten. Ähnlich einem chinesischen Tourist hatten wir umgehend die Idee, diese Taube auf ein Foto bannen zu wollen, aber hatten uns beide in unseren Taschen verfangen und bekamen die Kamera nicht heraus, während ungeduldige Blicke der folgenden Touristen auf uns lagen. Wir gingen also unerledigter Dinge weiter und kamen kurz danach in der Spitze an.

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Nachdem wir genug gesehen hatten, gingen wir eine andere Treppe hinunter, um zurück auf das Plateau zu gelangen und was machen zwei Menschen mit gesunden Verstand darauf hin, wenn sie noch eine unerledigte Tat offen stehen haben? Richtig: Sie steigen die Wendeltreppe noch einmal hinauf und fotografieren die Taube…

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… um gleich danach wieder die andere Treppe hinab zu steigen und vom Plateau aus den Abstieg vorzunehmen. Auf dem Domplatz waren an diesem Tag wahre Künstler am Werk, die wir ein paar Minuten bewunderten. Auf die Steine malten zwei dieser Künstler dreidimensional wirkende Zeichnungen, die richtig betrachtet einen erstaunlichen Effekt erzielten. Wir konnten allerdings nicht lange zuschauen, da das Programm noch lang genug war und wir zunächst etwas im Hauptbahnhof essen wollten, um den teuren Messepreisen zu entgehen. Als wir so durch den Bahnhof gingen, stieg uns ein vorzüglicher Duft von frischen Krakauer Würstchen in die Nase und sogleich wurden wir magisch von dem Stand angezogen und bestellten – wie konnte es anders sein – eine Currywurst und eine Bockwurst und bewunderten danach weiterhin den Duft der Krakauer.
Frisch gestärkt ging es dann per Fußweg hinüber auf das andere Rheinufer, während wir die rechte Seite der Hohenzollernbrücke nahmen, da diese ja eine der Hauptattraktionen versprach – die Vorhängeschlösser, die es ja auch schon im letzten Jahr zu bestaunen gab. Man müsste es eigentlich gar nicht erwähnen, aber es sind inzwischen ein paar mehr geworden:

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Wir hatten gerade den breiten Rhein überquert und konnten schon erahnen, wo die Messehallen liegen, da gab es auch schon das erste Adventure dieser GamesCom mit dem Titel „The Longest Journey – Searching for the GamesCom“. Das „Spiel“ begann recht einfach mit einem unübersehbaren Hinweis, der uns nach unten zum Rheinufer führte. Dies erschien uns nur logisch, waren wir doch auf der rechten Seite der Bahnstrecke. Wir gingen also unter ihr hindurch und vermissten an dieser Stelle leider bereits eine ausführliche Komplettlösung, da wir vom Adventure selbst komplett im Stich gelassen wurden. Sogleich bot ich mich als Führer an, denn so schwer konnte es schließlich nicht sein, dieses „Spiel“ zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Wir folgten der Bahnstrecke auf der linken Seite, bis der Bahnhof in unserem Blickfeld war und tatsächlich: Links von uns begannen die Messehallen. Hinweisschilder für Autofahrer deuteten nach links zu den Parkplätzen. Keinen anderen Weg findend entschlossen wir uns, den Schildern zu folgen, denn dort, wo Parkplätze sind, kann ein Eingang ja nicht weit sein. Schnell bemerkten wir, dass uns und das Messegelände eine fiese S-Bahn-Strecke trennte, aber in Blickrichtung voraus sahen wir bereits eine Brücke. Dort angekommen sahen wir, dass die Brücke nicht für uns bestimmt war, aber wir sahen bereits eine andere Brücke… die auch nicht für uns bestimmt war… doch was war das? Ein Schild zum GamesCom-Camp. Dort, wo man die Jugendlichen übernachten ließ, dort musste es doch einen Eingang geben? Unser Weg führte uns vorbei an zahlreichen Messehallen, bis linkerhand die Station der Kölner Seilbahn, sowie das Schwimmbad auftauchten. Mit einem Schlag wurde mir klar, wie weit wir bereits gegangen waren – um genau zu sein: Einmal längs am ganzen Messegelände entlang. Doch vor uns lag nun eine breite Brücke, auf der Autos fuhren, die jedoch hoch über dem Messegelände lag. Auf der Brücke angekommen, machten wir einen romantischen Spaziergang entlang einer lärmenden Straße mit freiem Blick aus der Vogelperspektive auf das belebte Außengelände der GamesCom. Die leichteste Möglichkeit wäre gewesen, einfach von der Brücke hinunter zu springen, aber wir wollten kein vorzeitiges „Game Over“ erleben und entschieden uns für den Umweg, bis wir schlussendlich einen Eingang zur GamesCom erreichten, der uns glücklicherweise gleich zu den passenden Messehallen brachte. Die Entwickler dieses „Spiels“ verfluchend, tröstete uns nur, dass wir den Großteil des Weges sowieso hätten gehen müssen, da die passenden Messehallen ohnehin am Südende des Geländes liegen. Dies war ein „Spiel“, das sehr lang, aber dafür auch sehr langwierig und nervig war. Wir hofften, dass uns die anderen echten Spiele über dieses hier hinweg trösten würden.

Tatsächlich: Wir betraten eine der Hallen und unser Blick fiel gleich auf das hier:

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Die allererste Nintendo-Konsole mit „Super Mario“, das Spiel, mit dem der kleine Italiener auf ewig berühmt werden sollte. Neben dem Nintendo gab es dort aber auch zahlreiche andere alte Konsolen oder Computer, durch die sofort alte Kindheitserinnerungen wach wurden. Auf dem C64 lief „Giana Sisters“ oder ein Weltraumshooter, dessen Namen mit entfallen war, aber der damals Anfang der 90er rauf und runter gespielt wurde. Gleich nebenan stand ein Super Nintendo mit dem Spiel „Mario Kart“. Ein weltberühmtes Retro-Spiel jagte hier das nächste. Zusätzlich gab es zahlreiche internationale Nostalgie-Konsolen in Schaukästen zu bestaunen. Alleine schon dieser faszinierende Stand rechtfertigte den Besuch der diesjährigen GamesCom. Wir schauten noch kurz bei „Giana Sisters“ zu, das nahezu identisch zum ersten Mario-Spiel ist, nur dass man dieses auf einem PC spielte und keine Konsole benötigte.
Danach stach uns auch schon ein großer Bereich ins Auge, der dem so genannten „Kinetic“ gewidmet war, dem neuen Kamerasystem für die XBOX 360. Damit würde es in Zukunft möglich sein, die Bewegungen einer Spielfigur durch seine eigenen Bewegungen zu beeinflussen und das funktioniert erstaunlich gut und vor allem ohne Controller. Die Bewegungen des Spielers werden durch eine Kamera wahrgenommen und auf das Spiel übertragen. So bestreitet man in einem neuen Sonic-Spiel von Sega ein Rennen mit einem Surfbrett. Die Spieler beeinflussen die Richtung, in dem sie sich wie auf einem echten Surfbrett vor oder zurück neigen und beschleunigen, indem sie mit den Füßen auf dem Boden scharren. Eine wirklich geniale Idee, die ausgesprochen präzise zu funktionieren scheint. Auch das wilde Gefuchtel, das der Spieler beim siebten Teil von „Harry Potter“ an den Tag legte, schien Früchte zu tragen und die Kamera übertrug seine Befehle einwandfrei auf den animierten Harry. Ein tolles System, das der Wii eventuell ernste Konkurrenz machen könnte.

Wo wir schon im XBOX-Bereich der GamesCom waren, fiel der Blick gleich auf das erste Adventure: „Gray Matter“ von Jane Jensen. Besser konnte es doch gar nicht laufen. Wir hatten hier nicht nur das Adventure, auf das ich schon lange warte, sondern dann auch noch als XBOX-Version. Wie bei Spielen dieses Genres üblich, langeweilte sich der Controller gerade, als wir den Stand entdeckten. Schnell wurde aus den Bildschirmkommentaren klar, dass Houdini aus seinem Käfig entkommen war, den man nun suchen musste. In diesem Abschnitt konnte man selbstverständlich nicht erkennen, wie spannend die Handlung werden würde. Daher erlaube ich mir darüber kein Urteil. Grafisch allerdings konnte man schon Einiges sehen und zwar, dass ich wohl mehr Erwartungen hinein gesetzt habe, als das Spiel erfüllen kann. Grafisch ist es einfach sehr unausgereift. Das fiel auch vor allem da auf, als die Spielfigur nach dem Hasen Houdini greift und diesen unansehnlich an seinen Löffelspitzen festhält. Durc h die lange Entwicklungszeit wirkt einfach manches schon wieder etwas angestaubt. Die XBOX-Steuerung ist auch nicht gerade einfach geraten. Es ist schwierig, die Figur mit dem Joystick so zu steuern, dass genau der Gegenstand gerade im Fokus ist, den man auch benutzen möchte. Häufig dreht sich die Figur dann zu weit. Da ist sehr viel Feingefühl gefragt, aber das sollte ja eigentlich nur auf die Konsolenversion zutreffen. Bei diesem Spiel bleibe ich nach wie vor gespannt, aber werde meine Erwartungen zunächst ein wenig runter schrauben.

Nur zwei Schritte weiter mussten wir feststellen, dass ein alter Bekannter von mir im Gefängnis saß und wir beschlossen, diesen kurz zu besuchen:

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Dort angekommen, stand dessen Gefängnistür bereits offen. Ich stellte keine Rückfragen, sondern half ihm in „Black Mirror 3“ bei seinen weiteren Aufgaben, was am Ende durch eine kurze und schockierende Zwischensequenz belohnt wurde. Der dritte Teil scheint genau daran anzuknüpfen, was den zweiten Teil bereits absolut positiv erschienen ließ. Wieder haben wir eine unglaublich mitreißende und in schneller Abfolge erzählte Handlung, wieder eine sehr gute Szeneriegestaltung, erneut flüssige Bewegungen bei den Charakteren und eine fesselnde Musik- und Sounduntermalung. Schade, dass noch keine Sprachausgabe zu hören war, denn wenn diese wieder so genial wird wie im Teil 2, dann könnte Teil 3 nicht nur ein sehr guter Nachfolger werden, sondern möglicherweise sogar der beste Teil der „Black Mirror“-Reihe, immer unter der Voraussetzung, dass man filmisch anmutende Adventures mag, denn dieses hier scheint dieses Element noch stärker zu nutzen als sein Vorgänger. Es ist bloß insofern schade, dass auch der dritte Teil eigentlich kein echtes „Black Mirror“ mehr ist. Zu sehr fällt da dieser Stilbruch ins Gewicht, der einfach die beklemmende und düstere Atmosphäre vermissen lässt, aber sollte Teil 3 tatsächlich so gut werden, wie in diesem kleinen Ausschnitt zu sehen, dann sollte man darüber getrost hinweg sehen können.
Für den Moment hatten wir aber zunächst genug gespielt und widmeten uns den restlichen Ständen mit ihrer teilweise beeindruckenden und schönen Gestaltung.

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Auch wenn der Stand von „Patrizier IV“ mit seinem Ambiente eines mittelalterlichen Gasthauses Eindruck machen konnte, ließen wir das Spiel aus mangelndem Interesse komplett außen vor.

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Auch der Stand von Bigpoint konnte in diesem Jahr mächtig punkten und das lag nicht etwa an Playmate Bernadette Kaspar, die sich sofort auf Tuchfühlung auf jeden Mann stürzte, der ein Foto mir ihr machen wollte. Viel mehr war es das beeindruckende Flair einer Großstadt, in das unser Playmate natürlich mit ihren schwarzen hohen Stiefeln und dem Minirock perfekt hinein passte. Eines muss man den kreativen Köpfen der Marketing-Abteilung von Bigpoint nämlich lassen: Der Stand war meiner Meinung nach der insgesamt bestgestaltete Stand auf der GamesCom.
Nach kurzer Zeit mussten wir feststellen, dass wir nicht lange Zeit hatten, um uns vom Spielen zu erholen. Die diesjährige GamesCom bot einfach zu viele gute Spiele, als dass man diese einfach nur hätte anschauen können. Am riesigen Stand von Electronic Arts machten wir sogleich die nächsten Entdeckungen.


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Neben schicken Autos gab es dort auch das dazugehörende neue Spiel „Need for Speed – Hot Pursuit“, das eine Neuauflage des bekannten Klassikers aus den 90ern ist. Erstmals kann man aber auch selbst mit Polizeiwagen auf dem gesamten Streckennetz fahren. Wir gingen aber daran vorbei, da das Augenmerk bereits auf einem grünen Ring mit einem grünen Diamanten lag, der ohne jeden Zweifel auf „Die Sims“ deutete und tatsächlich gab es dort das Spiel „Die Sims 3“ in allen möglichen Versionen zu bestaunen. Von der normalen PC-Version bis hin zur Nintendo DS-Version, welche wir auch antesteten. Die Grafik kann dabei eigentlich recht überzeugen. Das Bild wirkt zwar ein wenig verschwommen, aber die Gegenstände sind trotz allem detailliert und nahezu dreidimensional gestaltet. Auf jeden Fall kommt das typische Sims-Flair auf. Dennoch kann man für den Moment noch keine Kaufempfehlung abgeben, da die DS-Version noch nicht ganz fertig war. Die Entwicklerbefehle waren noch immer aktiviert, weshalb man seinen Sim nicht nur zu einer Stelle laufen lassen konnte, sondern ihn auch an den Wunschort beamen konnte. Wenn man das Grundstück verlassen wollte, um in die Stadt zu gehen, stürzte nicht nur das gesamte Spiel ab, sondern die Konsole gleich mit. Während wir das Spiel testeten, musste die Aufpasserin drei Mal den Techniker rufen. Zwei Mal für andere neugierige Spieler, die versucht hatten, das Grundstück zu verlassen und einmal für uns selbst. Das hätte dem Entwickler Electronic Arts eigentlich auffallen sollen, bevor er eine solche Version zu Testzwecken freigibt. Langsam regen sich die Zweifel, dass keine Mühe mehr in die Entwicklung der Sims-Spiele gesteckt wird, sondern den Spielern bloß nur noch das Geld aus der Tasche gezogen werden soll. Wie auch schon im letzten Jahr wurden auf der riesigen Leinwand Trailer zu diversen Spielen gezeigt, die optisch durch Scheinwerfereffekte unterstützt wurden. Da beweist der Spielegigant jedes Mal ein großes Geschick und so konnten die Trailer auch dieses Mal sehr überzeugen. Mit dabei waren der siebte „Harry Potter“-Teil und ein weiteres Sims-Spiel, das in einigen Monaten erscheinen soll: „Die Sims - Mittelalter“. Man wird als Spieler das Leben der Sims in mittelalterlichen Häusern spielen können und währenddessen verschiedene Missionen erfüllen müssen. Dieses Sims-Spiel wird also nicht direkt ein Endlos-Spiel werden, sondern über eine eigene Handlung verfügen, die man durchspielen kann, während man die Sims dazu notwendigerweise ihrem Alltagsgeschäft nachgehen lässt, so wie es auch in bisherigen Sims-Spielen der Fall ist.
In unmittelbarer Nähe konnte ein weiterer großer Stand beeindrucken, der auch mit dem kleinen Roboter R2-D2 zu tun hatte, der über die gesamte GamesCom sauste.

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Wie auch schon im letzten Jahr hat Entwicklerstudio „Bioware“ dem MMORPG „Star Wars – The Old Republic“ einen eigenen, riesengroßen Stand verliehen. Wo es im letzten Jahr „nur“ eine Kinovorstellung gab, die persönlich vom Chef-Entwickler geleitet wurde, war dieser nun gekommen, um die Spieler wirklich spielen zu lassen. Er und sein Entwicklerteam beaufsichtigten dabei die zahlreichen PCs, an denen das heiß erwartete Star Wars-Spiel gestestet werden konnte. Während die Spieler durch die grafisch hochwertige Welt streiften und sich als Jedi-Ritter oder andere Kämpfer versuchten, liefen im Hintergrund die beeindruckenden Trailer zum Film, die aus minutenlangen Videosequenzen bestanden, die besser animiert waren als so mancher Animationsfilm. Wenn das Spiel tatsächlich so gut werden sollte, wie es den Eindruck macht, wird es neue Maßstäbe im Bereich der Onlinespiele setzen. Grafik und Musik versprechen jedenfalls schon Einiges.
Nach so viel Action musste sich nun auch wieder dem Genre Adventure gewidmet werden und was bot sich da besser an als der silbern glänzende Stand von Deep Silver? Dort wurde das Adventure „Lost Horizon“ vorgestellt, das aber bereits im letzten Jahr zu sehen war und nun ja auch schon zum Verkauf steht. Trotzdem war an den PCs genug los und das war kein Wunder, kann doch die Grafik sehr überzeugen, erscheint sie doch sehr realistisch, aber dennoch nicht angestaubt. Das liegt vor allem an den frischen Farben, mit denen die Designer gearbeitet haben. Charaktere wurden bewusst auffallend farbig gestaltet, um eine ansprechende und frische Optik zu erzielen, aber trotzdem noch realistisch zu erscheinen.

Gleich daneben gab es dann „A New Beginning“. Das Spiel erscheint im besten Zeichentrickstil. Grund genug, um es auch selbst mal anzutesten, zumal sich gerade ein PC zu langweilen schien. Durch eine Information war sofort klar, was zu tun ist. Ich sah so etwas wie ein Zahnrad vor mir, einen Keilriemen und eine herausstehende Schraube. Ich entfernte den Keilriemen, welcher in mein Inventar wanderte und schaute mir die Schraube an. Ich bekam die Info, dass der Riemen defekt war und er erst repariert werden müsse, bevor man ihn wieder einsetzen könne. Das konnte doch gar nicht so schwer sein, zumal ich auf dem Bild nichts weiter machen konnte. Vielleicht half ja ein Klick mit der rechten Maustaste, aber keine Reaktion. Sprich: Ich hing fest und wusste kein Weiterkommen mehr, dabei gab es nur drei mögliche Aktionen auf diesem Bild. Was auch immer gemacht werden musste, ich kam nicht auf die Lösung und so wurde einfach schnell dem fröhlich spielenden Herrn am Nachbar-PC zugeschaut. Ein wirkliches Urteil erlaube ich mir hier aber nicht, da ich zu wenig wirklich mitbekommen habe. Ich weiß nur, dass die Rätsel nicht auf meiner Wellenlänge zu sein scheinen.

Jetzt war es erst einmal wieder Zeit für etwas Action am Stand von Nvidia, die ihre neuste Grafikkarten-Generation vorstellten, die das Spielen in 3D möglich machten. Dazu hatte der Hersteller einen Kinosaal eingerichtet und die Zuschauer mit 3D-Brillen ausgestattet. Gezeigt wurden unter anderem Ausschnitte aus den Spielen „Avatar“ oder „Toy Story 3“. Besonders „Avatar“ konnte in 3D eine beeindruckende Tiefe entfalten, wie es auch schon der Kinofilm geschafft hatte. Die 3D-Technik verleiht diesen Spielen tatsächlich eine nie dagewesene Tiefe. Dennoch wird sich diese Technik auf kurz oder lang vermutlich nicht durchsetzen können. Zu anstrengend ist das Anschauen der räumlichen Spiele mit der 3D-Brille. Schon nach wenigen Minuten beginnen die Augen zu schmerzen, da sie schlicht überreizt sind. So etwas kann nicht gesund sein.

Unterwegs zu den letzten beiden Spielen begegneten wir diversen Kunstwerken. Darunter auch diesem hier:

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Ob sich der nette Angestellte nähere Gedanken machte, als er das nebenstehende Schild ausgerechnet dort aufstellte, kann nicht geklärt werden, aber wie lehrte uns bereits unsere Deutschlehrerin? Nur, weil ein Autor keine tiefere Aussage mit seinen Werken beabsichtig hat, heißt es ja nicht, dass keine Aussage darin enthalten wäre. Naja, aber zum Anfassen gab’s ja ohnehin das lebende Objekt Bernadette Kaspar. ;-)
Bei den beiden Spielen, die aber nun noch folgen sollten, war schnell alles vergessen.

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Warner Bros. zog uns rasch mit seinem riesigen Hintergrund zu „Der Herr der Ringe – Die Abenteuer von Aragorn“ in seinen Bann. Wir näherten uns schnellen Schrittes, wurden dann aber von einem riesigen Uruk-hai aufgehalten.

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Schnell zogen wir unsere Schwerter und zwangen unseren Feind in die Knie, wonach wir uns triumphierend den heiß begehrten Wii-Konsolen widmen konnten.


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Da dieses Spiel hauptsächlich für die Wii gedacht ist, verfügt es über eine typische Knuddelgrafik. Darüber hinaus wird es auch eine PS 2-Version und eine Nintendo DS-Version geben. Die niedliche Grafik stört aber keineswegs im laufenden Spiel. Was jetzt altbacken und kantig aussieht, scheint im laufenden Spiel sehr detailliert und liebevoll. Die Entwickler sind keineswegs davor zurückgeschreckt, Details einzubinden. So ist z. B. das Auenland einfach liebevoll gestaltet, selbst wenn die Grafik lange nicht aktuell ist. Jeder Schauplatz lässt einwandfreie Rückschlüsse zu, wo man sich gerade befindet und erweckt sogar die Erinnerung an die entsprechenden Filmszenen. Es ist also tatsächlich kein dahingeworfenes Spiel, sondern verspricht mehr als es zunächst den Anschein hat und dürfte ganz klar eines der besseren Herr der Ringe-Spiele werden.
Nur wenige Schritte weiter entdeckten wir Ringgeister, die uns scheinbar gefolgt waren. Schnell flüchteten wir uns auf den Stand von „Der Herr der Ringe Online – Die Schatten von Angmar“, während den Ringgeistern der Zutritt durch den Herrscher über das französische Codemasters-Forum verwehrt wurde:

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Rasch zogen sich die Ringgeister in die Abstellkammer, äääh in das Reich Mordor zurück, um sich in normalsterbliche Menschen zu verwandeln. Triumphierend zogen sie davon, als ihnen der französische und die deutsche Community-Manager(in) dankend die Hand gaben. Mit ihnen war außerdem auch eine Mitarbeiterin des Herstellers Turbine angereist. An den PCs dieses Standes konnten neugierige Spieler das Spiel „Der Herr der Ringe Online“ austesten, das schon bald mit seinen ersten Gebieten kostenlos spielbar sein wird. Zwei andere PCs boten die Möglichkeit, sich als Neukunde zu registrieren und dazu noch das komplette Spiel auf DVD geschenkt zu bekommen. Dieses Angebot nahmen auch Viele wahr. Auch für bestehende Spieler, wie meine treue Kumpanin und mich, hatte sich Publisher Codemasters etwas Besonderes einfallen lassen. Jeder, der sich einloggte, bekam Shoppunkte im Wert von 10 EUR geschenkt, die man schon in zwei Wochen nach Herzenslust im neuen Shop verbraten kann. Wir schauten noch ein wenig den für meinen Geschmack zu wenigen Spielern zu, die sich um die PCs rissen, bzw. nicht rissen, aber diejenigen, die spielten, waren umso begeisterter und das ist es, was dieses Spiel ausmacht: Es ist kein Massenprodukt, aber kann die treuen Fans dafür umso mehr begeistern, nämlich diejenigen, die wirklich diesen Detailreichtum und die Schönheit der Welt Mittelerde zu schätzen wissen. Stolz darauf, ein Teil dieses Spiels zu sein, hatten wir aber schlussendlich dann doch genug gesehen und begaben uns zum Ausgang, allerdings dieses Mal zu einem, der näher am Bahnhof lag, welcher von innen wenigstens gut zu finden war…

Wir hatten gerade die Türen verlassen, da begann es im Stereo-Ton zu zischen, von links und von rechts. Wir hielten einen kurzen Moment inne und erblickten plötzlich riesige Kisten voller Dosen mit Coca Cola light, die völlig kostenlos an die Besucher verteilt wurden. Nun, das konnte man nicht ausschlagen und wir tranken in Ruhe aus, während es immer weiter in beiden Ohren zischte. Nur wenige Meter weiter standen andere Personen, die die leeren Dosen wieder entgegen nahmen und als Dank irgendwelche Flyer verteilten. Meine Begleitung äußerte die Bemerkung, dass wir als Nächstes bestimmt Gutscheine für Burger King erhalten würden. Nun ja, bitte… wie hoch war die Chance, das genau das passierte und man von Coca Cola auch noch Burger King-Gutscheine geschenkt bekam? Wir ließen es darauf ankommen und gaben die Dosen zurück, wonach uns gleich ein Gutscheinheftchen in die Hand gedrückt würde. Eine gratis Pommes oder ein Eis und diverse vergünstigte Menüs gab es da – bei Burger King! Wow! Mit den hellseherischen Fähigkeiten hätte sich meine Begleitung gleich bei Astro TV bewerben können, aber stattdessen beschlossen wir, lieber etwas zu essen und was kam da besser in Frage als Burger King? Dadurch wurde der Abend noch perfekt abgerundet, bis der Zug schließlich den Weg in die Heimat antrat. Alles in allem war der Sonntag eine sehr gute Wahl für den Messebesuch. Viele der kommenden Spiele machten einen sehr guten Eindruck und man kann sich bereits auf die Spielezukunft freuen. Sofern das Spieleangebot stimmt, ist ein Besuch im nächsten Jahr nicht ausgeschlossen


Michael B.