Da in Kürze das 2. Lost Horizon Adventure erscheinen soll, habe ich mir Teil 1. noch einmal genauer angesehen.
Dabei fand ich heraus, dass es viele gute Gründe gibt, sich auf eine Fortsetzung
von Fenton Paddocks Abenteuer zu freuen.
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Geschichte: Hong
Kong 1936: Pilot Fenton Paddock
hält den eigenen kleinen Betrieb durch Transportflüge von
Schmuggelgütern über Wasser; das sieht
Triade-Boss Tong gar nicht gern. Und so landet Fenton beim abendlichen
Besuch in der Bar nicht, wie erhofft, in den Armen der
wunderschönen
Sängerin, sondern, wie von Tong befohlen, auf dem Grund des
Hafenbeckens. Doch
damit fangen seine Schwierigkeiten erst an: Gouverneur Weston bittet
ihn, im Auftrag der britischen Armee nach einer verschollenen Einheit zu
suchen, die von einer Aufklärungsmission in Tibet nicht zurückgekehrt
ist. Fenton, der vor Jahren unehrenhaft aus der Armee entlassen wurde,
lehnt den Auftrag verbittert ab - bis ihm Weston gesteht, dass sein Sohn
Richard,
Fentons bester Freund, die Mission leitete. Auf den Spuren des
verschollenen Freundes stößt der junge Pilot auf ein uraltes Geheimnis,
das bereits seit Jahrhunderten von tibetischen Mönchen gehütet wird.
Als er endlich das Kloster, in dem er Richard zu finden hofft, erreicht,
halten es deutsche Soldaten besetzt. Die Thule-Organisation - unter der
Leitung der ebenso schönen, wie skrupellosen Gräfin von Hagenhild -
ist hinter
dem sagenumwobenen Schatz der Mönche her: Um ihr Ziel zu erreichen
fehlt nur noch ein Schlüsselartefakt, das Zutritt zum Heiligtum
des Klosters gewährt. Fenton Paddock bleibt keine Wahl: Er muss
alles riskieren, um den Schlüssel noch vor den Nazis zu finden......
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Grafik: Lost
Horizon breitet einen prächtigen Bilderbogen exotischer
Schauplätze vor uns aus: Von der schillernden
Metropole
Hong Kong geht es ins tiefste, verschneite Hinterland im Himalaya
Gebirge. Vom versteckt gelegenen Kloster in Tibet verschlägt es den
Abenteurer in das geschäftige Handelszentrum Marrakesch. Von der
erhabenen Weite der Wüste mitten hinein ins Getümmel der Großstadt zu
den Olympischen Spielen in Berlin. Und das ist nur ein kleiner Teil
der vielen Orte, die wir im Spiel als Fenton Paddock bereisen. Die
Hintergründe beeindrucken aber nicht nur durch ihre Vielfalt, sondern
auch durch die liebevolle, detailreiche und atmosphärisch stimmige
Bildgestaltung, die mit geschickt angebrachten kleinen Animationen
perfekt abgerundet wird. Die Charaktere fügen sich im Spiel gut in die
Umgebung ein und kleine
Gesten, die den Charakter einer Spielfigur betonen, beweisen, dass auch
bei der Charakteranimation auf Details geachtet wurde: Es hat schon
was, wie die Gräfin, während sie ihre tötlichen
Befehle erteilt, wie ein alter Feldmarschall
ihre Hände auf dem Rücken verschränkt oder wie Fenton, ganz charmanter
Draufgänger, lässig grüßend an seine Mütze tippt. Dagegen wirken die
Gesichter in den
Nahaufnahmen geradzu starr und
unbeweglich und lassen natürliche Züge völlig vermissen. Das bleibt
dann auch die einzige nennenswerte Schwachstelle, die ich an der Grafik
entdecken konnte. Die
fantastischen Bilder und viele
filmreife Videosequenzen machen
die abenteuerliche Schatzsuche rund um den Globus zu einem absoluten
(Seh-) Erlebnis.
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Installation und Steuerung: Nach
Einlegen der DVD startet
die Installion automatisch und verlief unter Win7 einwandfrei. Einen
wirklich großartigen Einfall hatten die Entwickler für das Hauptmenü:
Das kommt als optischer Leckerbissen in Form eines Filmtheaters daher.
Super Idee! Super gemacht! Die Neonreklame kündigt den Hauptfilm *Lost
Horizon* an, die Schaufenster des Kinos aus Urgroßmutters Zeiten,
eröffnen die Bereiche Spiel Laden, Optionen, Credits und Cinema -
letzteres bietet alle freigespielten Videosequenzen zum wiederholten
Anschauen an. Ein neues Spiel beginnen wir, indem wir den Haupteingang
'betreten'. Um das Spiel zu verlassen, klickt man das Straßenschild an:
Die Straße heißt bezeichnenderweise "Beenden". Und um dem Ganzen noch
ein Sahnehäubchen aufzusetzen, fahren am Filmtheater auch immer wieder
verschiedene Autos (schicke Oldtimer!) vorbei und auch einige Fußgänger
sind zu fortgeschrittener Stunde noch auf den Straßen unterwegs.
Wirklich toll gemacht das Ganze. Ein Hingucker, der bei jedem Aufruf
des Menüs Freude macht. Gesteuert wird im Point&Klick-Verfahren mit
der Maus. Die linke Maustaste ist den Aktionen, die rechte Maustaste
der genaueren Untersuchung vorbehalten. Dialoge/Kommentare lassen sich mit einem Mausklick unterbrechen. Abspeichern
ist jederzeit möglich und es können auch, so weit ich feststellen
konnte, beliebig viele Spielstände angelegt werden. Technisch machte
das Spiel auf mich einen ausgereiften Eindruck: Selbst auf meinem
schon etwas in die Jahre gekommenen PC lief Lost Horizon rund und
störungsfrei und die vielen Videosequenzen immer schön flüssig.
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Ton und Musik: Die Deutsche Sprachausgabe gehört mit zum besten, was ich in den letzten Jahren in einem Adventurespiel gehört habe. Hier
stimmt einfach alles! Die Stimmen passen sehr gut zu den jeweiligen
Rollen und man hört deutlich, dass die Sprecher bei den Aufnahmen eine
klare Vorstellung davon hatten, was in jeder einzelnen Situation im Spiel vor
sich geht. Auch auf den wirkungsvollen Einsatz der hörbaren Details, wie Hintergrundgeräusche und Geräuscheffekte wurde
mit größter Sorgfalt geachtet. Und die Musik setzt ein weiteres akustisches
Glanzlicht: Das flotte Haupthema erinnert stark an das musikalische
Intro der Indiana Jones Filme, passt aber gerade deshalb vorzüglich zu
diesem Abenteuer. Und die Sängerin in der Bar verbreitet mit ihrem gefühlvollen Song gleich zu Beginn
des Spiels diesen einzigartigen, nostalgischen Glanz von Glamour und
Lebensart, den wir mit der romantisch verklärten Vorstellung von der
Vorkriegszeit in Verbindung bringen. Im weiteren Spielverlauf fällt die
Musik nicht mehr groß auf - was Sinn ergibt, denn meistens hält sich
der Held in ziemlich unwirtlichen Gegenden (Gebirge, Wüste, Dschungel)
auf, die mit der passenden Geräuschkulisse stimmungsvoller zum Leben erweckt werden können.
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Rätsel: Die Rätsel, überwiegend Inventarrätsel, lassen sich am besten mit 'schmückendes
Beiwerk' beschreiben. Nahezu jedes Ding, mit dem sich interagieren
lässt, erfüllt einen Verwendungsweck, der auch gleich auf der Hand
liegt und sich meistens noch an Ort und Stelle in die Tat umsetzen läss. Und die rechte Maustaste, - sie verfärbt sich grün,
wenn sich zwei
Gegenstände zusammen verwenden lassen - enträtselt die benutzbaren Objekte dann komplett. Unter Optionen können wir mit 'Spielhilfe AN/AUS' die Hotspot-Anzeige nicht aber die Maustasten-Hilfe einstellen.
An zwei Stellen im Spiel wird man vorher gefragt, ob man sich an der schwierigen oder
der einfachen Variante versuchen möchte: Achtung! Beim 1. Mal rate ich unbedingt zur 'leichten', denn sonst hat man - im wahrsten Sinn des Wortes - den Salat. Und den
braucht wirklich keiner! Letztendlich ist es aber völlig egal, für
welche Variante man sich entscheidet: Die beiden Rätsel wurden zwar
sinnvoll platziert, stellen aber, wie auch die
Inventarrätsel, keine echte Herausforderung dar. Wer
knifflige, anspruchsvolle Rätsel bevorzugt, kommt mit Lost Horizon also
nicht unbedingt auf
seine Kosten, doch dafür geht das unterhaltsame Gesamtkonzept voll auf
und sichert einen durchweg entspannten, flotten Spielverlauf.
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Fazit: Lost
Horizon sorgt mit einer spannenden, mystisch angehauchten Story, einem
sympathischen Held und grafisch grandios in Szene gesetzten
Schauplätzen rund um den Globus für mitreißendes Spielvergnügen.
Zugegeben, die Story ist nicht sonderlich originell, die Indiana Jones
Filme- inklusive fiese Nazischergen und mystische Artefakte, die die gesamte Menschheit bedrohen -
lassen unüberseh- und unüberhörbar grüßen; allerdings wird so
formvollendet und charmant abgekupfert, dass es eine wahre Freude ist,
mit 'Nachwuchs-Abenteurer' Fenton Paddock in die Fußstapfen des
legendären Vorbilds zu treten. Dazu kommt noch die
erstklassige Vertonung: Die
Deutsche
Sprachausgabe (heutzutage ja leider von Seltenheitswert) lässt keinen
Wunsch offen; unterstützt durch stimmungsvolle Musik, stilsicher den
Schlager- und
Swing-Rhythmen jener Zeit nachempfunden, wird der Spieler klangvoll
in die 30iger Jahre zurück versetzt. In
dieser großartigen Kulisse ist ein episch
angelegtes, ganz
großes
Abenteuer sofort vorstellbar. Schade, dass man es nicht verstanden hat,
die
Geschichte durchgängig so intensiv und ausführlich zu
erzählen,
wie es die spektakuläre Spielumgebung und der fantastische Plot
verdient hätten. So hetzt man leider viel zu oft nur von einem schönen Handlungsort
zum nächsten und kratzt dabei bestenfalls an der inhaltlichen
Oberfläche; und auch die Rätsel stehen ganz im Dienst der leichten
Unterhaltung. Insgesamt bietet Lost Horizon eine glänzende Vorstellung: Ein temporeiches, kurzweiliges Abenteuer, das
mit fesselndem Popkorn-Kino in
Adventurespielformat unbeschwerten Spielspaß garantiert.
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Systemanforderungen:
USK 12
2010 Animation Arts / Deep Silver |
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