Die Geschichte
Eine
junge Frau läuft, halb nackt und um sich schießend, durch die
Straßen von New York. Sie hat ihr Gedächtnis verloren und wird
von der Polizei in die psychiatrische Klinik von Staten Island eingeliefert.
Dort ist sie nicht allein. Vier weiteren jungen Menschen erging es ähnlich.
Auch sie wurden vollkommen verstört im Stadtgebiet aufgegriffen. Der
ehemalige Armeepsychiater David Mc Namara wird mit dem Fall betraut. Er soll
in die Erinnerungen der Patienten eindringen und so erfahren, was ihnen zugestoßen
ist. Doch schon bei seiner Ankunft wird er alles andere als freundlich empfangen.
Der Stationsarzt Dr. Young sieht in David einen Konkurrenten, mit dessen
modernen Methoden er nicht einverstanden ist. Trotzdem gelingt es ihm Schritt
für Schritt in die Erinnerungen der Jugendlichen vorzudringen und das
in umgedrehter Reihenfolge. Zuerst erfährt er so, wie ihnen die Flucht
gelang und dringt danach immer weiter in die Vergangenheit ein. Als wäre
das nicht genug, plagen David noch ganz andere, private Sorgen.
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Verstört in New York |
Die Grafik
Die Straßenzüge
von New York werden sehr detailliert dargestellt. Es regnet ununterbrochen,
die Bäume bewegen sich im Wind und Wolken ziehen schnell vorbei. Das
Wasser ist wunderbar animiert, auch wenn bei diesem Sturm die Wellen eindeutig
höher hätten sein müssen und wenn ich schon bei Kleinigkeiten
bin, Passanten würden sicherlich bei diesem Wetter nicht unbedingt ohne
Schirm an der Kaimauer stehen, sondern sich an der gegenüberliegenden
Bushaltestelle unterstellen. Schön ist es aber, dass es wenigstens Passanten
gibt und die Großstadt somit nicht ganz ausgestorben erscheint. Viel
schlichter hingegen das Hospital. Hier wurde absichtlich mit Details gespart.
Es sieht alles heruntergekommen aus und unterstreicht sehr gut das mulmige
Gefühl, was sich beim Betreten dieser Einrichtung unweigerlich einstellt.
Filmreif sind die vorgerenderten Zwischensequenzen inszeniert. Es gibt Kameraschwenks während den Gesprächen und Splittscreens beispielsweise bei den Telefonaten. Weniger gelungen sind die Charaktere und deren Animationen. Zu steif ist ihr Gang, zu ungelenk sind ihre Bewegungen. Außerdem sehen sie in den Zwischensequenzen irgendwie anders aus als im normalen Spiel. |
Der Splittscreen ermöglicht uns verschiedene Orte gleichzeitig zu sehen. |
Verpackung &
Steuerung
„Overclocked“
erscheint auf einer DVD. Diese befindet sich, neben der üblichen DVD-Box
noch in einer schön geprägten Pappschachtel. Dem Spiel liegt ein
39-seitiges farbiges Handbuch bei. Die Installation funktioniert problemlos.
Man sollte aber darauf achten, anders als empfohlen, die Videosequenzen mit
zu installieren, da es ansonsten zu langen Ladenzeiten beim Spielen kommt.
Gesteuert wird komplett mit der Maus in der dritten Person. Neben David steuern wir auch alle anderen fünf Patienten während ihren Erinnerungen. Von der Handhabung ist da allerdings kein Unterschied. Benötigt wird nur die linke Maustaste. Wir klicken einfach dahin wohin wir gehen möchten und bei Hotspots verändert sich der Cursor automatisch. Eine Sprechblase zeigt an, dass wir uns unterhalten können, ein Auge zum Untersuchen eines Gegenstandes und eine Hand zum nehmen. Es gibt noch einige weitere spezielle Symbole, die an entsprechenden Stellen auftauchen werden. Die Steuerung ist wirklich kinderleicht und niemand wird hierfür eine Einarbeitungszeit benötigen. Gespräche werden ebenfalls über Symbole geführt und können nur einmal abgefragt werden. Ein Wiederholen ist nicht möglich. Untertitel sind ebenfalls vorhanden. Mit Esc. können Gespräche und Zwischensequenzen abgebrochen werden. Durch drücken der H Taste werden Ausgänge und Hotspots angezeigt. Das Inventar ist sehr groß und permanent am unteren Bildrand sichtbar eingeblendet, was ich persönlich als störend empfand. Wichtigster Gegenstand darin ist der PDA, welcher alle Gespräche mit den Patienten aufzeichnet und auch als Telefon genutzt werden kann. Diese Aufzeichnungen benötigt man um bei anderen Patienten Erinnerungen, so genannte Flashbacks, zu wecken. Gespeichert werden kann zu jeder Zeit und so oft man möchte. Sterben kann man allerdings nicht. |
Ein
Feierabend-Whiskey in der Nighthawk Bar
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Sprache und Musik
Erstklassige
Arbeit wurde bei der Synchronisation abgeliefert. Alle Sprecher wurden passend
zu den Charakteren ausgewählt und machen ihre Arbeit tadellos. David
Mc Namara erhielt dabei die Stimme von Stephan Schwartz, welcher in Filmen
beispielsweise Tom Cruise und Andy Garcia spricht und auch die anderen Hauptrollen
wurden mit bekannten Sprechern besetzt. Einzig die Abmischung stimmte
nicht immer, so dass einige Gespräche etwas zu leise waren. Ebenfalls
auf sehr hohem Niveau ist die Musik im Spiel. Schon das Hauptthema prägt
sich einem auf ewig ein. Wie schon bei „The Moment of Silence“ war wiederum
die Firma Dynamedion für die Musik verantwortlich. Wohl eher als Werbegag
muss man den angeblichen Overclocked Titelsong der schwedischen Melodic-Death-Metal-Band
Soilwork sehen. Dieser wird zwar mal kurz angespielt, aber wer es nicht weiß,
wird es nicht merken. Immerhin liegt dem Spiel aber ein Gutschein zum Download
des Liedes bei.
Ein schweres Unwetter zieht über New York hinweg und dem entsprechend wurden die Umgebungsgeräusche angepasst. Die Klangkulisse ist sehr dicht und erzeugt Atmosphäre, einzig die Schritte passen vielleicht nicht immer ganz zum Untergrund, aber das fand ich jetzt nicht so tragisch. |
David und seine Frau Kim |
Rätsel
Nicht
besonders viel und auch nicht viel Neues gibt es an Rätseln in „Overclocked“.
Den Großteil nehmen klassische Inventarrätsel ein und am Ende
sind ein paar Türcodes zu knacken. Alte Bekannte wie die Brechstange,
die Taschenlampe, das Messer und diverse Schlüssel warten also wieder
auf ihren Einsatz. Viel mehr Abwechslung gibt es nicht.
Einzig neu der PDA, welcher die Gespräche der Jugendlichen aufzeichnet. Diese Aufzeichnungen wiederum müssen anderen vorgespielt werden, damit sie sich erinnern. Das aber als Rätsel zu bezeichnen, geht schon etwas zu weit. Mit simplen durchprobieren kommt man hier auch immer zum Erfolg und meist sind sowieso die neusten, die richtigen. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass man bei House of Tales konsequent alle Rätsel weggelassen hat, welche schon einmal bei anderen Adventurespielen kritisiert wurden und das ist alles, was übrig geblieben ist. |
Ein Codeschloss. |
Fazit
„Overclocked“
ist ein Adventure, was viele Spieler unterschiedlich erleben werden. Für
mich war es so, ähnlich wie bei „The Moment of Silence“, dass mich Daves
Geschichte sehr interessiert hat. Ich wollte wissen, warum er diese Wutausbrüche
hat und warum seine Frau sich trennen will. „Sie hat doch sicher einen anderen?"
Ich fand es immer klasse, ihn abends noch auf einen Whiskey in die Bar zu
begleiten. Das waren für mich die schönen Momente des Tages, aber
ein Tag hat nun mal nicht nur schöne Momente und so musste ich auch
mit Dave auf Arbeit gehen. Da warteten sie nun, die fünf verstörten
Jugendlichen, auf das wir herausfinden, was sie so verängstigt hat.
Wir kennen ihre Krankenakte und durch das Eindringen in ihre Erinnerungen
auch die letzten Tage ihres Lebens. Richtig kennen lernen werden wir sie
aber nicht und so macht Dave seine Arbeit und ich spiele, als eben solche,
stellvertretend die Erinnerungen, in dem ich ein paar Rätsel löse.
Abends schließt sich die Tür des Hospitals - Feierabend. Für
Dave gehen die Probleme erst richtig los, für mich gibt es jetzt beste
Unterhaltung. Ich mag diese nicht glatt polierten Helden einfach unglaublich
gern.
Spieler mit Hang zu Verschwörungstheorien werden das Spiel vermutlich ganz anders erleben. Was passierte mit den Jugendlichen, wer steckt dahinter und was wollten die damit erreichen? Fragen gibt es genug, Antworten etwas weniger, dafür umso mehr Spielraum für Spekulationen. Also ist „Overclocked“ nun ein Spiel für alle? Nicht unbedingt. Wer Adventure hauptsächlich wegen der Rätsel spielt, wird enttäuscht werden. Diese wurden dem Fluss der Handlung geopfert und stark vereinfacht. Zartbesaitete werden auch spätestens mit Jonathan im Wald ihre Probleme bekommen. Die „Geschichte über Gewalt", stellt diese nun einmal auch bildlich dar. Daher ist „Overclocked“ auch eines der wenigen Adventure nur für Erwachsene. Die USK Einstufung ab 16 Jahre ist durchaus berechtigt. Ein Pflichtkauf ist es für alle Adventurespieler, denen die Geschichte am Wichtigsten ist. Diese werden mit diesem Psycho-Thriller viel Freude haben und förmlich an den Monitor gefesselt werden. |
Schwester Tamara traut David nicht. |
Systemanforderungen Windows 2000/XP/Vista, 1,3GHz Prozessor, 512 MB RAM, DVD-ROM Laufwerk, Grafikkarte mit ShaderModel 1.1, Soundkarte, ca.1,5 GB freier Festplattenspeicher, Maus/Tastatur/Lautsprecher USK: 16 Jahre Hersteller Anaconda/dtp/House of Tales 2007 Mehr Bilder zum Spiel Pressemitteilung zum Spiel Artworks 25.Oktober.2007. Uwe Eiselt exklusiv für Uwes Adventureseite |
Jonathan
schießt sich den Weg frei.
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