Die Geschichte
Der Junge Sadwick führt ein Leben von dem
so manch anderer in seinem Alter träumt. Statt zur Schule zu müssen,
reist er mit seinem älteren Bruder und seinem Großvater in ihren
Wohnwagen umher und tritt in ihrem kleinen Familienzirkus als Clown auf.
Klingt doch nicht übel, oder? Aber Sadwick hasst es! Er hasst sein megapeinliches
Kostüm, er hasst es, dass sein Bruder alles besser weiß und alles
besser kann und er hasst es, dass sein seniler Großvater ihn mit seinem
wirren Gebrabbel nervt. Ach ja, und das grauenvolle Essen, das Opa zusammenbraut,
hasst er auch. Und nun plagen ihn seit einiger Zeit auch noch fürchterliche
Alpträume, in denen eine unheimliche blaue Gestalt nach ihm ruft und
die Welt um ihn herum zerbricht. Eines Tages trifft er auf einen merkwürdigen
Burschen, der ihm erzählt, dass er ein ‚Chaski’, ein Bote des Königs,
ist, der eine geheime Mission zu erfüllen hat. Er berichtet Sadwick,
dass das Reich durch die schrecklichen Asgil bedroht wird und er schnellstmöglich
Rat bei der geheimnisvollen Shana finden muss, um die drohende Niederlage
noch abwenden zu können. Überzeugt davon, dass seine Alpträume
damit in Verbindung stehen und Shana, die auch als Orakel bezeichnet wird,
ihm verraten kann, was sie zu bedeuten haben, überredet Sadwick den
Boten ihn bei der Suche nach ihr helfen zu lassen. Gemeinsam mit seinem treuen
Freund, der kleinen Raupe Spot, macht sich Sadwick auf den Weg und steckt
bald mitten in einem gefährlichen Abenteuer, das ihn bis ans Ende der
Welt – seiner Welt! – führen wird.
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Die Grafik
Grafisch hat Daedalic nicht auf den
mittlerweile auch bei Comic-Adventures schon zum Standard gewordenen 3D-Stil
gesetzt, sondern erfreut uns mit detailreichen handgezeichneten 2D-Hintergründen
und Charakteren, die auch ganz ohne jeden neumodischen Schnickschnack eine
wunderschöne und wundervolle Fantasiewelt auf den Monitor zaubern. Dabei
sind es vor allem die liebevoll gestalteten Landschaften, wie z.B. der facettenreiche
Herbstwald oder die in Kerzenlicht getauchte Insel im See, die diese bezaubernde
Atmosphäre schaffen, während die Charaktere sich mehr durch schnörkellose
Gradlinigkeit und Schlichtheit auszeichnen. Zusätzlich sorgen zahlreiche
Animationen und geschickt eingesetzte Effekte dafür, dass die Erkundung
der ‚geflüsterten Welt’ niemals langweilig wird. In „The Whispered
World“ wird die größtmögliche Wirkung mit, wie es scheint,
den einfachsten Mitteln erzielt. Bei genauerer Betrachtung erkennt man aber,
dass doch viel mehr, als auf den ersten Blick deutlich wird, dahinter steckt.
Es ist aber gerade diese vermeintliche Einfachheit, die dem Spiel seine
einzigartige bezaubernde ‚märchenhafte’ Bilderbuchatmosphäre verleiht.
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Verpackung, Installation & Steuerung
Nachdem es lange Zeit keine wirklich interessanten Neuigkeiten in Punkto Verpackung und Zubehör bei neueren Adventurespielen zu berichten gab, freut es mich besonders, dass ‚The Whispered World’ sich auch in dieser Hinsicht vom mittlerweile gewohnten ‚Standard’ abhebt. Da ist zum einen die Neuauflage einer ‚spielerischen’ Lösung des lang und heiß diskutierten Kopierschutzproblems – könnte man annehmen: Tatsächlich erfüllen die drei hübschen farbigen Runenwürfel, die dem Spiel beiliegen, aber keinen solchen Zweck und auf ein extra Kopierschutzprogramm das beim Start die Spiel-DVD auf ihre Echtheit überprüft hat man auch hier nicht verzichtet. Sie sind einfach nur eine nette ‚Zugabe’, aber auch als solche eine lobende Anerkennung wert. Ein umfangreiches und sehr aufwendig gestaltetes und schön anzusehendes Handbuch und ein Poster, das noch eine zusätzliche Überraschung auf der Rückseite bereithält, komplettieren diese erfreulich großzügige Ausstattung, die jedes Sammlerherz höher schlagen lässt. Die eigentliche Spiel-DVD wurde in ein schlichtes Jewelcase verpackt und findet sich zusammen mit dem Handbuch, dem Poster und den Würfeln in einem Schuber, der wiederum in einem hübschen Klappkarton steckt. Gesteuert wird im klassischen Point & Click Verfahren hauptsächlich mit der Maus und zusätzliche Tastenbefehle erweitern den Handlungsspielraum um einige sinnvolle Funktionen. Achtung: Gleich zu Beginn sollte man sich zwei dieser Funktionen zu nutze machen (F9 und F12 Schnellspeicher - und laden Funktion), denn damit lässt sich der etwas umständlich geratene Einstieg in das Spiel deutlich vereinfachen . Beim ersten Eintritt in ‚The Whispered World’ wird man aufgefordert mit Hilfe der Runenwürfel ein einfaches Rätsel zu lösen und erst nachdem das erledigt ist, darf man die Spielwelt betreten – gelangt also ins Hauptmenü. Unterbricht man später das Spiel, speichert ganz normal ab, und will dann eine neue Partie beginnen, wird man wieder dazu aufgefordert, das Runenrätselspiel zu spielen, bevor man vom Menü aus den gespeicherten Spielstand laden kann. Unkomplizierter erreicht man das Hauptmenü, wenn man gleich, nachdem man das 1. Mal die ‚geflüsterte Welt’ betreten durfte, über die F9-Taste eine Schnellspeicherung vornimmt. Wird man jetzt zu einer neuen Würfelrunde aufgefordert, genügt ein Druck auf die F12-Taste und man ist sofort an der Stelle, an der man mit F9 gespeichert hat. Jetzt kann man entweder gleich weiterspielen oder über die Escape-Taste das Spielmenü aufrufen und jeden gewünschten zuvor angelegten Spielstand laden. Es ist also nicht nötig, jedes Mal vor Spielbeginn die Würfel parat liegen zu haben. Ein Linksklick mit der Maus öffnet über Interaktiven Elementen einen Auswahlbereich, der einem alten Pergamentfetzen nachempfunden wurde, der mit 3 Symbolen die möglichen Aktionen darstellt. Dieser Auswahlbereich bleibt geöffnet, bis man sich mit einem weiteren Linksklick für eine der Möglichkeiten (Auge = betrachten/untersuchen, Mund = sprechen/oder z.B. pusten, essen, schmecken, Hand = nehmen/Aktion ausführen) entschieden hat oder den Bereich mit dem Cursor verlässt. Ärgerlicherweise klappte das öffnen dieser Symbolpalette nur in den seltensten Fällen reibungslos, meistens war ich gezwungen, nachdem ich ein spielrelevantes Element auf dem Bildschirm entdeckt hatte, wahllos in den Bereich drum herum zu klicken, bis ich zufällig den richtigen Punkt erwischt hatte und das ‚Pergament’ aufklappte. Das hat den Spielspaß doch etwas getrübt. Ansonsten gab es aber mit der Steuerung keinerlei Probleme und die eingebauten Hilfefunktionen taten ein Übriges dazu frustfrei und zügig im Spiel voran zu kommen. |
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Stimmen, Geräusche und
Musik
Die gesamte Vertonung von „The Whispered World“
hat mir großartig gefallen. Normalerweise bin ich kein Fan von ‚verstellten’
Stimmen, die einen Charakter künstlich auf lustig oder kindlich oder
etwas anderes in der Art trimmen sollen. Bei Sadwick mache ich eine Ausnahme.
Hier passt es einfach und wurde auch auf Dauer nicht nervig. Aber sämtliche
Charaktere haben eine passende Stimme erhalten und die Sprecher haben mit
ihrer durchweg sehr guten Arbeit dafür gesorgt, dass TWW 'echt' klingt.
Auch die Geräuschkulisse trägt ihren Teil dazu bei. Jede Szene
wurde mit einer klug gewählten Mischung an akustischen Akzenten versehen,
die den Zeichnungen mehr Tiefe und dem Spiel insgesamt mehr ‚Leben’ geben
konnten. Und musikalisch ist ‚The Whispered World’ ein Ohrenschmaus: Mal dezent
im Hintergrund, mal betont die Handlung tragend, unterstreicht die Musik
insgesamt den märchenhaften Charakter dieses Abenteuers. In Punkto "Stimmen,
Geräusche und Musik" gibt es an ‚The Whispered World’ absolut nichts
zu bemängeln.
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Rätsel
Hauptsächlich gilt es in „The Whispered World“
Inventarrätsel zu lösen. Also: Wo bekomme ich den passenden Gegenstand
her und wo, wie und wann setze ich gefundene Gegenstände richtig ein.
Im weiteren Verlauf gibt es dann aber auch noch ein paar speziellere Aufgaben,
wie die, sich in einem labyrinthischen Dreh-Zimmer-System zurechtzufinden
oder eine bestimmte Farbe mit Hilfe einer Mischmaschine zu mischen. Dann
ist auch logisches Denken und ein gutes Gedächtnis gefragt. Manche Rätsel
kann man nur mit den speziellen wandelbaren Talenten der kleinen Raupe Spot
meistern. Am rechten oberen Bildschirmrand befindet sich ein eigens für
Spot angelegtes Bedienfeld, mit dem man den treuen kleinen Gefährten
im wahrsten Sinne des Wortes in Form bringen kann. Mit zunehmender Spieldauer
gibt es auch mehr Formen, die die Raupe, auf Wunsch (Mausklick!) annehmen
kann. Sehr hilfreich in vielen Situationen, ebenso wie die eingebaute Hilfefunktion:
Ein Druck auf die Leertaste und sämtliche spielrelevanten Elemente werden,
je nach Bedeutung, mit unterschiedlich gefärbten Kreisen hervorgehoben,
so dass man nichts Wichtiges übersehen kann. Der Schwierigkeitsgrad
ist durchaus nicht ohne, da man nicht, wie in vielen neueren Adventures geschehen,
gleich mit dem Holzhammer auf die Lösung aufmerksam gemacht wird, sondern,
wie es sein sollte, selbst seinen Grips bemühen und den dezenten Hinweisen
folgen muss. Aber mit der Hilfefunktion und der nötigen Portion Geduld
und Ausdauer lassen sich die Rätsel im Allgemeinen gut und sicher auch
von Spielern, die weniger Erfahrung haben, ohne Probleme lösen.
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Fazit
Hurra! – es gibt sie noch oder besser gesagt: wieder!
Point & Click Adventurespiele der klassischen Art. Und The Whispered World
ist eins der schönsten und gelungensten Beispiele dafür. Von der
Ausstattung, über die Gestaltung der Spielwelt und Spielfiguren, bis
hin zur Handhabung ist überall zu erkennen, dass Entwickler (und Publisher)
ganz bewusst auf die klassischen Elemente gesetzt haben, die dieses Genre
einst so unverwechselbar und beliebt gemacht haben. Handgezeichnete liebevoll
gestaltete Hintergründe und originelle Charaktere bescheren ein visuelles
Erlebnis das hauptsächlich durch seinen Charme und nicht durch technische
Raffinesse besticht. Dieser Stil passt aber auch hervorragend zu der bezaubernden
Geschichte und seinem sympathischen Antihelden, dem kleinen ‚traurigen’ Clown
Sadwick. Und eine hochklassige Vertonung rundet den guten Gesamteindruck
noch ab. „The Whispered World“ zeichnet sich durch einen Humor aus, der mit
leisen Tönen und nicht mit der Brechstange daher kommt: Die traurigen,
Schicksal ergebenen, pessimistisch gefärbten Kommentare von Sadwick
treiben dem Spieler immer wieder die Tränen in die Augen – die Lachtränen!
Dieser Humor, die oft unfreiwillig komischen Kommentare Sadwicks, ist für
mich, neben der bezaubernden Grafik und der klasse Vertonung, der Hauptgrund,
warum ich dieses Spiel so gern gespielt habe. Trotzdem wird nicht jeder etwas
damit anfangen können. ‚The Whispered World’ wirkt insgesamt doch zu
märchenhaft und mehr wie ein Spiel für Kinder, daran können
leider auch die hintergründigen ironischen Kommentare und Dialoge nichts
ändern und der bilderbuchartige Grafikstil verstärkt diesen Eindruck
noch. Deshalb lautet meine Empfehlung: Nur wer sich ein kindliches verträumtes
Gemüt bewahrt hat, und auch als Erwachsener noch gern ein Märchen
erzählt bekommt, sollte sich für ‚The Whispered World’ entscheiden.
Wer dafür offen ist, wird mit einem bezaubernden Abenteuer belohnt,
das mit seinem feinem Humor und den wunderschönen Bildern eben doch
nicht nur etwas für ‚kleine Kinder’ ist.
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Systemanforderungen Betriebssystem: Windows XP / Vista Prozessor: Pentium 2 GHz oder gleichwertig Arbeitsspeicher: 1 GB RAM Soundkarte: DirectX9.0c-kompatibel Grafikkarte: DirectX9.0c-kompatibel, mind. 256 MB Festplatte: 3 GB freier Speicherplatz USK ab 6 Jahre 2009 Mehr Bilder zum Spiel Pressemitteilung zum Spiel |
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