To the Moon

Geschichte:

Die Wissenschaftler Dr. Eva Rosalene und Dr. Neil Watts arbeiten für die Sigmund Agency of Life Generation kurz Sigmund Corp.: Mit einer eigens dafür entwickelten Maschine können die beiden Doktoren die Erinnerungen ihrer Klienten aufsuchen und so manipulieren, dass sie sich an Ereignisse erinnern, die in Wahrheit niemals passiert sind. Ihr neuester Kunde, John Wyles, ein zurückgezogen lebender, alter Mann, ist schwer krank und so bleibt den beiden Spezialisten nur wenig Zeit, ihm die bestellte Erinnerung zu implantieren. Das erweist sich jedoch als schwieriger als gedacht: John hat seine frühesten Kindheitserinnerungen wirkungsvoll verdrängt und ohne echte Erinnerungen können die Wissenschaftler ihren Auftrag nicht ausführen. Mühsam arbeiten sich die beiden Erinnerungs-Experten Stück für Stück bis in Johns dunkle Vergangenheit vor und stoßen dabei auf ein traumatisches Erlebnis, das das Leben des kleinen Johnny grundlegend verändert hat. Hier müssen sie ansetzen, um dem todkranken Mann seinen letzten Wunsch zu erfüllen: Seine Reise zum Mond!


Grafik:

Grafisch setzt To the Moon voll auf den Retro-Look. Pixelgrafiken wecken auch beim Spieler Erinnerungen: An die guten alten Zeiten, als die Computerbilder laufen lernten. Zunächst ist das natürlich etwas befremdlich, aber es dauert nicht lang, dann beginnt man die pixeligen Bilder und Figuren lieb zu gewinnen.
Eva und Neil, John und River sind Spielfiguren, die trotz (oder gerade wegen?) ihrer einfachen Darstellung echte Persönlichkeit besitzen, wie sie sich manch aufwendig in 3D generierter Spielcharakter nur wünschen kann. Es ist erstaunlich, welche Aussagekraft selbst pixelige Bilder haben können, wenn es gelingt, uns - den Spieler - in die Spielwelt hineinzuziehen; und das gelingt To the Moon voll und ganz. Unsere eigene Phantasie ersetzt technische Spezialeffekte und füllt die Bilder mit Leben. Es tauchen aber auch immer wieder - meist in den kurzen Videoeinspielungen - pixelfreie Bilder auf, die der Handlung eine besondere Bedeutung geben. Durch diesen Stilwechsel werden unaufdringlich und dennoch sehr wirksam die besonderen Momente in Johns Leben, die Intensität seiner Erinnerungen daran, hervorgehoben. Ob es der Hauch von Nostalgie ist oder doch etwas anderes, jedenfalls hat man mit diesem eigenwilligen Grafikstil einen guten Weg gefunden, die fesselnde Geschichte in passende Bilder umzusetzen.

Verpackung, Installation & Steuerung:

Ein schön gestalteter, aufklappbarer Schuber und eine DVD Box mit der Spiel-CD gehören zur Ausstattung der PC Box Version von To The Moon. Ein Handbuch gibt es nicht, aber das ist bei dem leicht zu erfassenden Spielprinzip auch nicht wirklich nötig. Als nettes Extra liegt zusätzlich die CD mit dem Soundtrack zum Spiel bei. Das Installationsmenü bietet zwei Sprachen (deutsch und englisch) zur Auswahl an. Die Installation selbst beansprucht nur wenige Minuten, anschließend darf die CD aus dem Laufwerk entfernt werden. Gesteuert wird das Spiel mit der Maus, bei den Minispiel-Einlagen kommt dann auch die Tastatur zum Einsatz. Zu jeder dieser speziellen Spieleinlagen erhält der Spieler eine Einleitung, mit welchen Tasten sich die erforderlichen Aktionen ausführen lassen. Mit einem Rechtsklick oder der Esc-Taste gelangt man ins Spielmenü, das in 3 Bereiche (Charaktere, Notizen, Inventar) aufgeteilt ist und uns einen Überblick über die agierenden Personen, die gefundenen Daten und die gesammelten Gegenstände verschafft. Außerdem finden wir dort auch die Optionen "Speichern, Laden und Spiel verlassen". Insgesamt stehen nur 3 freie Speicherplätze zur Verfügung, ein 4. ist den Autosaves vorbehalten, die in regelmäßigen Abständen automatisch angelegt werden. Die eigenen Spielstände lassen sich beliebig oft überschreiben. Auch einem Ausflug zum Desktop und wieder zurück ins Spiel steht nichts im Wege und kann jederzeit problemlos unternommen werden.
Ton und Musik:

To the Moon hat keine Sprachausgabe! Dialoge werden in Text-Balken zum mitlesen eingeblendet. Dabei kommt den Gesprächen zwischen Eva und Neil eine wichtige Aufgabe zu: Die Beiden sorgen dafür, dass die Handlung nie als zu rührselig oder unangenehm kitschig empfunden wird. Sie sind wie ein altes Ehepaar - sie zanken sich, ziehen sich gegenseitig mit ihren Schwächen auf und lassen keine Gelegenheit aus, uns mit ihrem trocken humorvollen Schlagabtausch zum schmunzeln oder lachen zu bringen. Ich weiß nicht, wie komisch die englischen Texte sind, aber an der deutschen Übersetzung, an der übrigens u.a. auch Martin Ganteföhr mitgewirkt hat, gibt es nichts auszusetzen. So kommen z.B. auch augenzwinkernde ironische Anspielungen treffsicher pointiert rüber. Ein weiteres Highlight ist die Musik: Selten hat mich die musikalische Untermalung eines Spiels, so unmittelbar emotional angesprochen, wie die eingängigen, schönen kleinen Melodien in To the Moon: Die zarten Klänge eines am Klavier gespielten romantischen Themas, unterstützt von Streichern und Bläsern, treffen direkt ins Herz. Unheilvolle Basstöne versetzen uns augenblicklich in angespannte Erwartung. Fröhlich gezupfte Saiten unterstreichen den drolligen Charakter des Gespanns Eva und Neil. Ich könnte noch eine ganze Weile so fortfahren, denn die Musik ist wirklich unglaublich facettenreich und es gelingt ihr mit einfachen Mitteln, die ganze Palette starker Emotionen für uns hörbar zu machen. Deshalb freut es mich auch ganz besonders, dass es den Sound zum Spiel als Beigabe auf einer extra CD gibt.
Rätsel:

Die Rätsel in To the Moon sind eher schmückendes Beiwerk, als große Herausforderung. Im 1. Spielabschnitt suchen wir mit Dr. Eva und Dr. Neil nach sogenannten "Mementos", Gegenständen, die für Klient John einen besonderen Erinnerungswert haben. Die Mementos müssen dann noch mit 5 Memory-Links gespeist werden, damit die Doktoren sie für einen Zeitsprung vorbereiten und danach aktivieren können. Suche und Vorbereitung laufen immer nach dem gleichen Schema ab: Memory Links finden und sammeln wir automatisch auf, wenn wir die Umgebung untersuchen und den für diesen Zeitabschnitt wichtigen Erinnerungen folgen. Haben wir die 5 Memory-Links (in Form von farbigen Kugeln) zusammen, werden sie auf den Memento-Gegenstand abgefeuert und danach geht es an die Vorbereitung: Der Gegenstand erscheint als eine Art Puzzle in einem Raster, in dem immer einige Teile noch verdeckt sind. Mit Hilfe der Knöpfe unten und links drehen wir die Kacheln einer Reihe des Rasters um und legen so nach und nach das ganze Puzzlebild frei. Ist das gelungen können wir den nächsten Zeitabschnitt aufsuchen und das Ganze geht wieder von vorn los. Im 2. Spielabschnitt kommen dann vermehrt einige kleine Minispiel-Einlagen hinzu, die aber auch nicht allzu schwierig und schnell zu schaffen sind: Zwar kommt hier die Tastatur zum Einsatz, aber es geht dabei mehr ums 'Gewusst wie', als um Geschicklichkeit und Schnelligkeit.
Fazit:

To the Moon ist ein bezauberndes kleines Adventure, das mich bewegt hat wie lange kein Spiel mehr. Dabei ist auf den 1. Blick nicht viel dran; Pixel-Grafik und fehlende Sprachausgabe deuten ja auch nicht unbedingt auf ein großartiges Spielerlebnis. Doch dieser 1. Eindruck täuscht: Wer sich unvoreingenommen von diesen Äußerlichkeiten auf das Spiel einlässt, wird eine Überraschung erleben. To the Moon gehört zu den seltenen Ausnahmen moderner Computerspiele, die nicht auf 3D Grafik und spektakuläre Effekte angewiesen sind, um an den PC zu fesseln. Das gelingt dem Abenteuer allein - den Spielelementen und Rätseln kommt dabei nur eine untergeordnete Rolle zu - mit der großartig erzählten, warmherzigen Geschichte. Einer Geschichte, die uns oft zum lachen, zum staunen und nachdenken und manchmal sogar zum weinen bringt. Einer Geschichte zusammengesetzt aus den bruchstückhaften Erinnerungen eines alten, sterbenden Mannes, die uns einfühlsam vor Augen führt: Wer die schlimmen Erfahrungen aus seinem Leben verdrängt, wird darunter auch einzigartige, wunderschöne Augenblicke begraben. Ja, Johns Erinnerungen sind bewegend, mitunter sogar herzergreifend, aber auch spannend oder manchmal beängstigend. Es ist eben eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt. Dass To the Moon trotzdem niemals ins banal Rührselige oder gar Kitschige abgleitet, dafür sorgen die liebenwerten Doktoren Eva und Neil mit ihren witzigen, frechen Dialogen und die stimmungvolle musikalische Untermalung, die in jeder Situation immer den richtigen Ton trifft. Mir jedenfalls wird diese ganz besondere Reise zum Mond noch lange in allerschönster Erinnerung bleiben.

Nach Ablauf des Abspanns wird Episode 1
eingeblendet und es werden weitere Episoden in Aussicht gestellt. Juhuuu! ^^
Systemanforderungen:

  • Betriebssystem: Windows 98 oder höher
  • Prozessor: 800 MHz, Pentium III oder höher
  • Arbeitsspeicher: 512 MB RAM oder höher
  • Freier Festplattenspeicher: 100 MB
  • Grafikkarte: DirectX 9.0c kompatibel
USK: ab 0
Freebird Games/Lace Mamba
2011


Mehr Bilder zum Spiel



Petra S. für Uwes Adventureseite, Januar 2013      
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