Goin Downtown


Die Geschichte

New York 2072; Unter der Hochglanzfassade der prächtigen Wolkenkratzer und von Neonreklame erhellten Straßen brodelt es: Wohnraum ist knapp und sündhaft teuer, die Kluft zwischen arm und reich größer denn je! Die Rechte der Bürger hängen von ihrem sozialen Status ab: Wer viele Steuern zahlt wird von der Polizei ‚geschützt’, wer nicht … Pech gehabt! Polizisten werden nur noch per Aufklärungs-Quote bezahlt und von vornherein angewiesen in Fällen, die Personen betreffen, die keine oder nur wenig Steuern bezahlen, gar nicht erst die Ermittlungen aufzunehmen. Kein Wunder, dass eine Serie von verschwundenen Prostituierten kaum Aufsehen erregt und sich von Seiten der Behörden niemand dafür verantwortlich fühlt. Das ändert sich – von einem Tag auf den anderen – als Polizist Jake McCorley über die wunderschöne Rose stolpert, die gegenüber seiner Wohnung am helllichten Tag auf der Straße zusammen bricht. Jake hilft ihr auf die Beine und nimmt sie kurzerhand mit zu sich nach Hause. Doch bevor er Näheres über sie erfahren kann, stürzt sich die unbekannte Schöne aus seinem Fenster. Jake, der ohnehin schon durch den tragischen Tod seiner geliebten Frau aus der Bahn geworfen wurde, lässt der mysteriöse ‚Selbstmord’ keine Ruhe mehr. Obwohl ihm Freunde wie Feinde raten, die Finger von diesem Fall zu lassen, verbeißt sich der eigensinnige Cop in die Ermittlungen und lässt sich von Nichts und Niemand aufhalten, den Tod von Rose und das Verschwinden ihrer Kolleginnen aufzuklären.


Die Grafik

Die Grafik von ‚Goin Downtown’ hat mich mehr als nur zufrieden gestellt. Optisch hat dieses Adventure schon auf den ersten Blick mehr zu bieten, als man es von Comicabenteuern für den PC normalerweise gewohnt ist. Geschickt eingesetzte Effekte und Animationen, wie pulsierende Neonlichter und -reklame, blinkende Dioden und wabernde Rauchschwaden, sowie Licht- und Staubpartikel, beleben die detailreichen gezeichneten Hintergründe und lassen den Spieler noch tiefer in die Handlung eintauchen. Das Stilmittel der Vereinfachung setzt zusätzliche Akzente, z.B. wenn nicht ins Geschehen eingreifende Personen nur als graue Silhouetten sichtbar oder Gegenstände nur grob umrissen angedeutet werden. Dadurch gelingt es die futuristische Spielwelt lebendig darzustellen ohne dabei den Charme von Hand gezeichneter Comics vollständig einzubüßen. Diesen Eindruck kann man übrigens noch verstärken in dem man sich die Untertitel in Form von Sprechblasen anzeigen lässt. Bemerkenswert auch die sehr natürlich wirkenden Bewegungsabläufe der in 3D generierten Spielfiguren, was besonders in den Kampf- und Anschleichszenen zur Geltung kommt: Geschickte Perspektivwechsel und die gelungene Darstellung der Körperhaltung, lassen den Spieler diese spannenden Szenen umso intensiver miterleben. Doch nicht nur da macht es Freude zuzusehen –Achtung Jungs! ;-) -: Wie anmutig sich die entzückende Rose fortbewegt oder wie selbstbewusst die forsche Polizistin Isabell zur Comstation schreitet, macht deutlich, dass die Programmierer auch auf solche Feinheiten geachtet haben, die unterschiedlichen Persönlichkeiten auf diese Weise heraus zu arbeiten und zu unterstreichen. ‚Goin Downtown’ ist also in vielerlei Hinsicht ein ‚Hingucker’.


Verpackung & Steuerung

‚Goin Downtown’ ließ sich auf meinem PC zügig und problemlos von der Spiel-DVD installieren, die, um spielen zu können, auch im Laufwerk verbleiben muss. Ein Handbuch gibt es auch, das mit den ersten Schritten und der Steuerung vertraut macht und Platz für eigene Notizen bietet. Als besondere Dreingabe enthält es auch noch einen kleinen Comic, den der Gewinner eines Wettbewerbs, gezeichnet hat. Über das automatisch angelegte Desktop-Icon kann man dann das Spiel starten und gelangt so ins Hauptmenü, das sich sehr übersichtlich präsentiert: Neues Spiel, Spiel laden und Einstellungen stehen hier zur Auswahl und am unteren Bildschirmrand finden sich zwei weitere kleinere Schaltflächen, mit denen man das Spiel beenden oder die Credits aufrufen kann. Die Option ‚Einstellungen’ beinhaltet neben den Lautstärkereglern für Musik, Sprache und Geräusche, auch die Funktion ‚Performance Test durchführen’ auf die man erst stößt, wenn man ganz ans Ende der Auswahlmöglichkeiten scrollt. Diesen Test sollte man unbedingt vor Spielbeginn einmal ausführen lassen, da erst dadurch gewährleistet ist, dass die Leistungsfähigkeit der eigenen Grafikkarte voll ausgeschöpft wird, ansonsten kann man die grafischen Feinheiten wie Auflösung, Schatten und Postprocess Effekte auch manuell einstellen, bzw. an- oder ausschalten. Außerdem kann man hier auch noch die Untertitel zuschalten, die man sich sowohl als Normaltext so wie in Form von Sprechblasen anzeigen lassen kann. Im Spielmenü kann man den aktuellen Spielstand speichern oder einen älteren laden und auch das Tagebuch ansteuern. So umständlich wird man es sich aber kaum machen, denn über der Inventarleiste, die automatisch eingeblendet wird, wenn man den Mauszeiger an den unteren Bildschirmrand zieht, befindet sich eine praktische kleine Bedienleiste mit 3 Symbolen, die für den Tag-/Nachtwechsel, die Übersichtskarte und Jakes Tagebuch stehen. Jakes Tagebuch enthält erledigte und unerledigte Aufgaben. Sämtliche Aktionen werden mit der linken Maustaste ausgeführt, die rechte Maustaste benötigt man eigentlich nur, um ins Inventar übernommene Gegenstände noch mal näher zu untersuchen. Gespräche, die sich bei einem der Dialogrätsel doch auch mal wiederholen können, kann man mit einem Mausklick abkürzen. Mit einem Doppelklick auf die Gebäude der Karte geht es ohne Verzögerung von einem Schauplatz zum nächsten, Geduldige können bei einem einfachen Mausklick dabei zuschauen, wie Jake auf seinem heißen Ofen zum nächsten Zielort fährt. Zwei Symbole (Auge und/oder Hand) weisen darauf hin, was mit einem Gegenstand anzufangen ist und eine Sprechblase erscheint bei möglichen Gesprächen. Mit der Escape-Taste gelangt man ins Spielmenü und kann von dort aus dann auch das Spiel beenden.



Musik und Stimmen

‚Goin Downtown’, so wurde es jedenfalls vom Publisher angekündigt, sollte auf höchstem Niveau synchronisiert werden und damit hat man uns wirklich nicht zu viel versprochen. Sämtliche Spielfiguren wurden bis in die kleinste Nebenrolle mit einer passenden Stimme versehen und (fast) jeder Satz klingt überzeugend echt – immer nah am Geschehen und nie entstand dabei der Eindruck, hier würde einfach nur das Skript herunter gelesen, ohne zu wissen, worum es in der Szene eigentlich geht. Lediglich beim ‚Erzbösewicht’ hätte ich mir eine etwas durchtrieben, älter und abgeklärter klingende Stimme gewünscht. Herausragend die Sprecherleistung von … Tja, leider konnte ich nicht herausfinden, wer dem charismatischen Cop Jake seine Stimme geliehen hat – weder in den Credits noch auf der Homepage zu ‚Goin Downtown’ habe ich seinen Namen entdecken können. Sollte es tatsächlich, wie ich vermute, Jan Odle, die deutsche Stimme von Will Smith sein, kann ich euch versprechen, dass ihr ihn nicht wieder erkennen bzw. raushören werdet, zu wenig hat der vom Leben gezeichnete desillusionierte Cop Jake mit den flapsigen Sprüche klopfenden Typen, die ‚Will Smith’ üblicherweise verkörpert, gemeinsam. Aber egal, ob es sich um Odle oder einen anderen Sprecher handelt, diese Stimme verleiht der Hauptfigur Charakter und Glaubwürdigkeit und der Spieler lässt sich von Beginn an gern auf diesen ‚coolen’ Typ ein. Die Hintergrundgeräusche nehmen den ihnen gebührenden Platz ein: Sie unterstreichen wirkungsvoll die Handlung ohne jemals zu aufdringlich oder vermisst zu werden. Besonderheiten auf die ich jetzt hinweisen müsste sind mir beim ersten durchspielen jedenfalls nicht aufgefallen. Es hupt, zischt, dengelt und boingt genau an den Stellen wo es soll und ansonsten fällt die akustische Begleitung, so wie es sein soll, kaum, d.h. nur positiv auf. Das ist leider ganz anders bei der Musik: Die wirkte wie ein Fremdkörper in diesem Spiel und ich habe das langweilige – auf die Dauer nervige! - Pseudoklassik-Synthi-Gedudel schon nach wenigen Minuten abgedreht. Auch der ‚fetzige’ Sound, mit dem das Spielmenü unterlegt ist, ändert nichts daran, dass die Musik insgesamt farb- und wirkungslos bleibt und von vorne bis hinten nur nach blutleerer Auftragsarbeit klingt..


Rätsel

In ‚Goin Downtown’ finden sich ausschließlich Inventar- und Dialogrätsel, - nur ein einziges Mal muss ein Codeschloss ‚geknackt’ werden - deren Schwierigkeitsgrad sich im Laufe des Spiels, auch durch die möglichen Tag-/Nachtwechsel und die simulierten Zeitsprünge, moderat steigert. Frusterlebnisse werden dem Spieler vor allem dadurch erspart, dass Polizist Jake immerzu ‚mitdenkt’. Zu Beginn des Spiels stößt er einen geradezu mit seinen Kommentaren auf die richtige Fährte, im weiteren Verlauf darf man sich dann auch mehr und mehr auf die eigenen detektivischen Fähigkeiten verlassen. Sollte man trotzdem mal den Faden verloren haben, lohnt ein Blick ins Tagebuch, wo die erledigten und unerledigten Aufgaben verzeichnet sind und auch auf die Übersichtskarte, denn auch hier gibt es den einen oder anderen Hinweis, welchen Ort man als nächsten ansteuern sollte, um voran zu kommen. Überhaupt ist Jake ein fixer Junge: Unsinnige umständliche Aktionen, wie z.B. „Hol Schlüssel aus Inventar um Tür aufzuschließen“ werden einem nicht abverlangt, da der clevere Cop häufig von sich aus die eingesammelten Inventargegenstände an der einzig sinnvollen Stelle einsetzt. Die Rätselkost in ‚Goin Downtown’ ist, zugegeben, eher leicht und Abenteurer die besonderen Wert auf knifflige und anspruchsvolle Rätsel legen, werden hier nicht unbedingt bedient, aber dafür wird man auch zu keiner Zeit aus der packenden Story heraus gerissen und die Inventar- und Dialogrätsel fügen sich logisch und nachvollziehbar in die Handlung ein.


Fazit


 ‚Goin Downtown’ ist ein waschechter interaktiver Comic für Erwachsene, der zu Recht erst für Spieler ab 16 Jahren frei gegeben wurde. Zwar wird man in diesem Adventure nicht mit allzu blutrünstigen oder brutalen Bildern konfrontiert, aber die komplexe Story, die unter anderem Themen wie Drogenkonsum (auch in Form von Medikamenten/Tabletten), Prostitution, Amtsmissbrauch und die daraus resultierende Gewalt aus dem Blickwinkel eines desillusionierten Cops aufgreift, ist sicher nicht immer für jüngere Kinder geeignet. Hinzu kommt noch eine sehr realistische Ausdrucksweise: In seinen Äußerungen und Gedanken nimmt Jake häufig kein Blatt vor den Mund. Und das ist auch gut so, denn die markante und (zumindest in Adventures) erfreulich unverbrauchte Synchronstimme des ‚Hauptdarstellers’ trägt eine Menge zum intensiven Spielerlebnis bei. Das, so wie die insgesamt sehr gelungene Vertonung, der einzelnen Charaktere, verhilft diesem Adventure zu einer Glaubwürdigkeit und Realitätsnähe, wie man sie in Comic-Computerspielen höchst selten antrifft. Auch optisch hat mich ‚Goin Downtown’ von seiner Qualität überzeugen können. Kontrastreich und detailliert gezeichnete Hintergründe, die durch zahlreiche Animationen und Effekte belebt werden, und gut darin eingearbeitete 3D-Charaktere, die sich sehr natürlich bewegen, fügen sich zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Die Rätsel stellen niemand – auch Adventure unerfahrene Spieler nicht - vor unlösbare Aufgaben. Statt künstlich kreierter Probleme, die auf abstruse Weise gelöst werden, folgt hier ein logischer und nahe liegender Schritt dem nächsten und Jakes Tagebuch und seine ‚lauten’ Gedankengänge tun ihr übriges um frustfrei dem eigentlichen Rätsel, was mit den verschwundenen Prostituierten und mit Rose passiert ist, auf die Spur zu kommen. Im krassen Gegensatz zu all diesen positiven Eindrücken steht die musikalische Untermalung: Sämtliche Stücke klingen leider nur nach Auftragsarbeit – technisch sicher okay, aber ohne jeden Funken von Inspiration und/oder Leidenschaft, der auf den Zuhörer überspringen könnte. ‚Goin Downtown’ hätte mich dennoch ohne Wenn und Aber begeistern können, wenn … tja, wenn der Schluss nicht so völlig daneben wäre. Ab der Szene in der Jake den Simulator endgültig verlässt, flacht, die bis dahin so fesselnde Geschichte, von jetzt auf gleich so völlig ab, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann. Und dann noch dieses an den Haaren herbei gezogene ‚Happy End’ … HALLO?! Wenn das Geld für ein ausgereiftes ordentliches Ende nicht mehr reicht, dann wäre mir persönlich eine Fortsetzung lieber, als so ein … BULLSHIT!

Trotz der enttäuschenden Schlussphase zeigt mein Daumen ganz klar nach oben und wer an Comicabenteuern mit einer hintergründigen und spannenden Geschichte, jenseits von Micky Maus und Superman, Gefallen findet, der wird bei ‚Goin Downtown’ mit seiner ausgezeichneten Comicgrafik und der ausdrucksstarken Hauptfigur garantiert auf seine Kosten kommen.




Systemanforderungen

Windows XP/Vista, DirectX 9.0C
Pentium 4 mit 2.0 GHz oder 100%kompatibler Prozessor
512 MB RAM, 2 GB freier Festplattenspeicher
DirectX kompatible Grafikkarte mit Pixel Shader 2
DVD-Laufwerk


2008

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Pressemitteilung zum Spiel

  21.Juni 2008.
Petra "Subutexa" S. exklusiv für Uwes Adventureseite



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